Hallo Selene,
Deine Frage ist verständlich.
Kapitel 6 beschreibt die Wichtigkeit von Kavvanah und es wird auch kurz beschrieben, was Gedankenformen sind, wie man mit ihnen arbeitet und weshalb sie so wichtig sind. Im Anschluß daran findet sich auf S. 37 das "Chapter about the Kavannah according to the ancient Qabbalists (with Commentary)".
Das heißt, im Buch wird an dieser Stelle eine alte Schrift zitiert und kommentiert.
Aus dieser läßt sich entnehmen, daß man früher einige Dinge etwas anders gehandhabt hat als in der modernen Qabbalah üblich. (Fußnote 8 weist darauf hin.) Früher wurde der Lebensbaum auf Adam Qadmon "gelegt", der kurz gesagt für den "universellen Menschen" steht, daher ist die Darstellung "seitenverkehrt" im Vergleich zu der heute meist üblichen Darstellung. Die meisten modernen Qabbalisten sind der Meinung, daß für sterbliche Menschen diejenige Darstellung zutreffend und günstiger für die praktische Arbeit ist, die Binah, Gewurah und Hod der rechten Körperhälfte zuordnet, insbesondere wenn man auf persönlicher Ebene mit dem Lebensbaum arbeiten möchte, was im Grunde der Normalfall ist, so daß zwischen beiden Arten der Arbeit mit dem Baum hier unterschieden wird.
Falls Du die Übung ausprobieren möchtest, entscheide am besten selbst, ob Du es auf die vor einigen Jahrhunderten übliche Art machen möchtest oder auf die moderne Weise. Ich würde es davon abhängig machen, wie lange Du schon mit dem Lebensbaum gearbeitet hast. Wenn Du bereits daran gewöhnt bist, Gewurah auf der rechten Seite zu visualisieren, beispielsweise wenn Du schon oft das qabbalistische Kreuz gemacht oder Dich ( in Deinem Fall z.B. auch im Rahmen der Ausbildung) schon eingehend mit dem Baum des Lebens befaßt hast, dann ist es vielleicht sinnvoller, die Abbildung aus dem Buch seitenverkehrt anzuwenden, weil Du schon mit dieser Visualisation vertraut bist und - vergleiche die Infos über Gedankenformen - sie leichter mit "Kavannah" erfüllen kannst.
Andererseits kann es auch reizvoll sein, es mal anders zu machen und auszuprobieren.
Es gibt noch einen weiteren Unterschied, die traditionelle Methode identifiziert sich mit Adam Qadmon, die moderne mit sich selbst, so daß man hier mit der göttlichen Kraft in sich selbst arbeitet, was ja bei persönlicher Arbeit viel sinnvoller ist.
Hoffe, das hilft Dir erstmal weiter!
Übrigens, Gewurah und Chesed sind auf Höhe der Arme bzw. der Schultern, Binah und Chochmal dagegen seitlich des Kopfes, und Keter über dem Kopf.
LG
Andrea