Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Mokait -
Number of replies: 18

Hallo,
in Büchern über Magie habe ich über verschiedene Existenzebenen gelesen, die als Elementarsphären, Erdgürtelzone, planetare Sphären o.ä bezeichnet wurden.
In Aussagen zum schamanischen Weltbild (Bücher oder Internet) fand ich zum Teil (selten) auch die Erwähnung (ohne Erläuterung) von Modellen mit mehr als 20 Ebenen oder Subebenen, aber meistens wird nur zwischen Unterer, Mittlerer und Oberer Welt unterschieden.
Kann mir jemand sagen, wie sich diese Modelle aufeinander abbilden lassen, bzw. wo im magischen Weltbild ich landen würde, wenn ich z.B. eine schamanische Reise in die Untere Welt antrete?
Schöne Grüße,
Mokait

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Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Andrea Shelor ** R6 QM6³ H4 QN4 -
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Hallo Mokait,

da stellst Du eine gute Frage ;-)
Wegen der vielen unterschiedlichen Konzepte und Systeme, aus denen die von Dir genannten Begriffe (und viele weitere...) stammen, läßt sich hierauf kaum eine kurze Antwort finden.

Zu Deiner Frage zu den schamanischen drei Welten: auch diese beruht auf einem anderen Konzept als z.B. die hermetisch-qabbalistische Sichtweise, und insofern läßt sich das eine nicht hundertprozentig auf das andere übetragen. Aber es gibt so ungefähre Übereinstimmungen wie folgt:

Die schamanische "untere Welt" mit dem persönlichen Schutz- oder Krafttier korrespondiert relativ gut zu unserem Inneren Garten mit unserem niederen Selbst, dem Nefesh, die wir in unserer Arbeit  in der Meditation des Inneren Tempels (vgl. http://www.qabbalah.de/meditationen_tempel.html " aufsuchen.

Die "mittlere Welt" des Schamanismus entspricht in den schamanischen Systemen, die ich kenne, unserer physisch-materiellen Ebene. Sie paßt insofern nicht so ganz zu unserem Konzept des bewußten Selbst, das der mentalen Ebene und dem Seelenteil des Ruach entspricht und sich in der Meditation des Inneren Tempels durch die Innere Bibliothek ausdrückt.

Die "obere Welt" des Schamanismus entspricht ein bißchen unserem Konzept der mentalen Ebene, insofern hier die "Ahnen", die Vorfahren, kontaktiert werden können, um durch ihre größere Erfahrung und Weisheit ihren Nachfahren mit guten Ratschlägen beizustehen. Manchmal bzw. oft, je nach System oder Tradition, findet sich hier auch der "Große Geist" oder eine andere Form Gottes.

Im qabbalistischen Bezugsrahmen findet sich das Göttliche auf der spirituellen Ebene, die wiederum in den göttlichen Beich und den Bereich unseres Höheren Selbst unterteilt ist. In der Inneren-Tempel-Meditation findet die spirituelle Ebene ihre Entsprechung im Inneren Heiligtum und dem dort befindlichen Zugang zu einer noch höheren Ebene, die für uns nur indirekt erreichbar ist. Im Inneren Heiligtum können wir unser Höheres Selbst, unser Neshamah, kontaktieren.

In dieser Gegenüberstellung sieht man schon, daß man die beiden Bezugsrahmen wegen ihrer unterschiedlichen Grundannahmen nicht wirklich gut vergleichen kann. Man sieht auch gut, daß der schamanische Bezugsrahmen der ältere ist.

Ich hoffe, Du findest diese Antwort sinnvoll. ;-)

Viele Grüße
Andrea

In reply to Andrea Shelor ** R6 QM6³ H4 QN4

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Mokait -

Hallo Andrea,

danke für Deine Erläuterungen. Sie sind sehr deutlich und stellen meine bisherige Sicht ziemlich auf den Kopf.

Mein Verständnis diverser Literatur war, dass man bei entsprechender Veränderung des Bewusstseinszustands vorhandene "Bereiche" erfassen oder betreten kann, in denen sich bestimmte "Wesen" und vielleicht auch "Dinge" finden. Und zwar sollten ganz bestimmte Wesen in ganz bestimmten Bereichen anzutreffen sein. Ich konnte mir vorstellen, dass verschiedene Vorgehenssysteme diese Bereiche unterschiedlich benennen, gruppieren und anordnen, aber letztlich von den selben Dingen reden.
Was Du beschreibst, klingt für mich eher danach, als würde jeder selbst quasi willkürlich durch seine "Grundannahmen" und seinen "Bezugsrahmen" festlegen, welche Arten von Bereichen es gibt und wen oder was er dort vorfinden kann.
Und wie kann man überhaupt dauerhaft unterschiedliche Grundannahmen haben, wenn man doch auf den verschieden Wegen Kontakt zu seinem höheren Selbst und weiteren Ratgebern bekommt, die diese Annahmen doch sicher verifizieren können?
Oder kann ich mir einfach einen Bezugsrahmen kreieren, in dem ich ganz andere Arten von Ratgebern antreffe, die andere Wahrheiten vertreten?
Liegt überhaupt etwas fest? Oder bestimme ich durch meine Herangehensweise selbst, was ich vorfinde?
Das würde mir jetzt doch ein bisschen Angst machen.

(Und in welchem Maß kann ich hier eigentlich meine Verständnis- und Neugierfragen abladen, bevor ich zuviel Raum einnehme oder jemandem auf den Nerv gehe?)

Schöne Grüße,
Mokait

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Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by trashidrolma M (R4) -
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Lieber Mokait,

Du fragst, ob überhaupt etwas fest liegt.

Ich sehe es so, dass die Dinge sich immer genau so verhalten, wie sie sollten!

Als Vergleich nehme ich hier mal die Naturwissenschaften, da sie vielen Menschen vertrauter sind. Wir kennen alle einige Naturgesetze (z.B. aus der Mechanik). Vor einigen Jahrtausenden kannte man die aber noch nicht und in einigen Jahrtausenden wird man Dinge verstehen, die für uns noch rätselhaft sind (Ich bin immer noch im Bereich der Naturwissenschaft). Die Dinge die unsere Naturwissenschaftler heute "erklärt" haben, "wissen" wir. Jedenfalls solange bis eine bessere Theorie sie besser erklären kann. Auch in der Naturwissenshcaft werden Erkenntnisse und gut belegte Theorien immer wieder unter neuen Bedingungen auf ihre Gültigkeit geprüft. Solange die Theorie alles einigermaßen erklärt, gilt sie als "richtig".

Was ist nun also im von uns behandelten Bereich richtig? Unser westliches Modell, Schamanismus, Buddhismus, Alles, Nichts davon?

Das Modell, das am besten zur Wirklichkeit passt, ist das Beste. ;) Solange wir nicht allwissend sind, wissen wir nur leider nicht, was Wirklich ist. Wir können nur annehmen, dass unser Weg der richtige ist und den gehen, solange bis wir eines besseren belehrt werden oder am Ziel sind. Ich persönlich gehe davon aus, dass es sehr viele Modelle gibt, die die selbe Wirklichkeit beschreiben und jeder selbst entscheiden muß, welches für ihn persönlich am passensten ist.

Ich sehe unseren Weg als passend für mich an, jemand anderes kann auf einem anderen Weg ebenso ans Ziel kommen. Man muß sich halt entscheiden ob man Landstraße oder Autobahn fahren will, oder lieber zu Fuß geht. Dauernd hin und her zu wechseln, ist jedoch sicher am ineffektivsten. Es ist auch schwer zu vergleichen, was man auf der Reise sieht, weil diem Wege eben sehr unterschiedlich sind! Auch haben verschiedene Wege /Verkehrsmittel jeweils Vor- und Nachteile. Man kann eben nicht immer alles inenander umrechnen.

Es gibt meiner Meinung nach also eine klare Wahrheit, aber viele Wege sie zu erkennen - oder jedenfalls Teile zu verstehen.

Lux

Trashidrolma

In reply to trashidrolma M (R4)

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Mokait -

Liebe Trashidrolma,

danke für Deinen Kommentar.

Beim Versuch, Eure beiden Antworten in Ausschnitten zum kombinieren, könnte ungefähr folgendes Beispiel herauskommen:
Angenommen, der Große Geist (hier eher der Bürgermeister) residiert im Rathaus. Bewege ich mich (ausschließlich) über das Schienennetz, kann ich als nächstgelegenen Punkt z.B. den Hauptbahnhof erreichen, wo ich Wesenheiten wie den Fahrdienstleiter antreffen kann. Der Große Geist ist hier außer Reichweite. Fahre ich mit dem Bus, gibt es möglicherweise eine Haltestelle mit direkter Sicht auf das Rathaus, wo ich dem Großen Geist mal zuwinken kann (wenn er gerade aus dem Fenster seines Arbeitszimmers heraussieht).

Die "Systeme" und "Bezugsrahmen" in Analogie zu Verkehrsmitteln zu betrachten, fühlt sich ganz verträglich an.
Es bleibt eine gewisse Unsicherheit in Anlehnung an quantenphilosophische Erwägungen.
Wie weit sind die Stationen eines Weges eigenständig real, und wie weit werden sie erst durch das Verfolgen (oder gar Kreieren) des Weges erzeugt (oder gar vorgetäuscht)?
Es gibt ja den schönen poetischen Satz: Ein Weg entsteht dadurch, dass man ihn geht. (Oder so ähnlich.)
Existieren manche im Erfahrungsschatz anderer Personen auftretenden Wesenheiten vielleicht gar nicht in der mich betreffenden Wirklichkeit, solange ich keinen entsprechenden Weg gehe?

Dies richte ich jetzt nicht als Frage nach außen, da ich durch Eure beiden Antworten erstmal genug Anregung zum Selber-Denken für die nächsten Tage habe.

Lux
Mokait

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Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Andrea Shelor ** R6 QM6³ H4 QN4 -
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Hallo Mokait, hallo Trashidrolma,

es freut mich, Mokait, daß Du Dir weitere Gedanken gemacht hast, und vielen Dank an Dich, Trashidrolma, für Deine Antwort, die ich prima finde!

Die Fragen, die Du, Mokait, aufgeworfen hast, sind gar nicht so einfach zu beantworten ;-) aber es sind gute Fragen. Ich hatte leider die letzten Tage wenig Zeit, werde mir aber noch einige Gedanken dazu machen und die dann in den nächsten Tagen hier posten (hoffentlich noch vor dem nächsten Wochenende).

Vielleicht beteiligen sich in der Zwischenzeit ja noch einige Teilnehmer an der Diskussion ;-)

Viele Grüße
Andrea

In reply to Andrea Shelor ** R6 QM6³ H4 QN4

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by wupptich -

Hallo ihr alle,

ich finde den Ansatz, magische Schriften vergleichend zu lesen sehr interessant. Sicher sollten sie, wenn ich es anmerken darf, zumindest den gleichen oder zumindest ähnlichen Ansatz haben, wie westliche Tradition, östliche Tradition oder ähnliches. Sicher wird es, wenn man Voodoo mit Reiki vergleichen möchte zu Spannungen der einzelnen Aspekte kommen, die sich schon auf Grund der räumlichen und wirkenden Systematik der Formen von Alleine erklärt.

Schon deshalb wird man zu Beginn dieses Studiums gebeten, den magischen Dialekt abzulegen. Auf deine Frage, lieber Mokait, ob du selbst bestimmst, was du vorfindest, denke ich ist die Antwort: Zum Teil! Wenn dei Krafttier (oder Schutzgeist) ein ausgestorbenes Tier ist, ein Drache z.B. wird er so aussehen, wie du dir einen Drachen vorstellst, wie du denkst dass er aussehen müsste und wie er dem entspricht, was du gesehen hast.

Auch wirst du das Rathaus erreichen können, nur ist es ein langer Weg und vielleicht ist unsere Verweildauer auf der Erde zu kurz, um diesen Weg in diesem Leben zuende gehen zu können. Vielleicht ist deine spirituelle Reife aber so groß und du bist so weit vortgeschritten, dass dieses Leben genau der letzte Schritt zum Erreichen eben dieses Zieles ist, auch wenn andere sich sicher sind, ein Mensch könnte nicht reif genug sein. Vielleicht sind sie es nur nicht und sie können es sich nicht vorstellen, da ist es wie mit der Naturwissenschaft. Was heute gültig ist, muss nicht endgültig sein.

 

LLL

wupptich

 

In reply to wupptich

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Mokait -

Lieber Wupptich,

dass der Schutzgeist sich in seiner Gestaltgebung an meine Vorstellungen anlehnen kann, finde ich weniger gruselig.
Die beunruhigendere Frage wäre:
Habe ich (unabhängig von Details) überhaupt einen Schutzgeist, wenn ich nur Wege verfolge, deren Modellkonzepte keinen Schutzgeist vorsehen?

Oder denke ich hier zu schräg?

Viel Licht,
Mokait

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Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by East * R3, QM6¹, QN6, H1 -
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Hallo Mokait,

zu Deiner Frage fällt mir eine Frage ein;-)

Gibt es denn Modellkonzepte ohne Schutzgeist? Soweit ich weiss soll jeder Mensch einen haben. Und das komplett unabhängig ob Du an Gott glaubst, Voodoo betreibst, an nichts glaubst oder mit der Modelleisenbahn spielst-)

Er wird dann nur sichtbar, der Schutzgeist. Warum findest Du es gruselig, dass der Geist sich deiner Vorstellung anlehnt?

LVX : East

In reply to East * R3, QM6¹, QN6, H1

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Mokait -

Hallo East,
ob es ernstzunehmende Modelle ohne Schutzgeistkonzept gibt, weiß ich leider nicht. Irgendwelche Modelle mit dieser oder anderen Eigenschaften gibt es immer. Notfalls denke ich mir eins aus:-)
Wenn ich unabhängig von meiner Sichtweise einen Schutzgeist habe, wäre dieser dann ja ein Bestandteil einer objektiven Wirklichkeit. Und genau diese versuche ich hier irgendwie ein bisschen zu greifen. Vorher hatte ich die Erwartung (oder Hoffnung), dass bestimmte Systeme (qabbalahbasierte Magie, Schamanismus, Huna, ev. auch Buddhismus und weitere) nur etwas unterschiedliche Verpackungen für weitgehend den selben Inhalt sind, und dass sie sich einigermaßen übersichtlich aufeinander abbilden lassen, sodass dahinter einigermaßen erkennbar die oben erwähnte objektive Wirklichkeit zum Vorschein kommt. (Das mit der Abbildbarkeit scheint jetzt aber doch schwieriger zu sein.)
In welcher Gestalt ein Schutzgeist wahrgenommen wird, finde ich nicht problematisch (daher "weniger gruselig"). Unwohl ist mir eher bei dem Gedanken, eventuell keine festen Wirklichkeitsbestandteile vorzufinden, sondern nur Reflektionen meiner individuellen oder modellgeprägten Vorstellungen. Ich bremse mich hier jetzt mal, bevor es paranoid wird:-)
Lux,
Mokait

In reply to Mokait

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by East * R3, QM6¹, QN6, H1 -
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Hallo Mokait,

ich persönlich denke schon, dass es generell Schutzkräfte gibt, die einen jeden Menschen begleiten.

Aber ich denke das Abbilden einer objektiven Wirklichkeit wird wohl derzeit niemandem gelingen. Denn wenn wir es recht betrachten gibt es gar keine Objektivität. Jeder Mensch sieht und empfindet die Welt nur aus sich heraus. Aus seinen Erfahrungen, Gefühlen und Einstellungen. Also alles was gedacht, erzählt wird, wird immer eingefärbt sein mit den Augen des Erzählenden.

Wie Du schon schön schreibst: "Unwohl ist mir eher bei dem Gedanken, eventuell keine festen Wirklichkeitsbestandteile vorzufinden, sondern nur Reflektionen meiner individuellen oder modellgeprägten Vorstellungen".

Wir Menschen reflektieren nur aus unseren Vorstellungen heraus. Was mir aber kein Unwohlsein macht.

Trashidrolma schreibt: "Die Dinge die unsere Naturwissenschaftler heute "erklärt" haben, "wissen" wir. Jedenfalls solange bis eine bessere Theorie sie besser erklären kann. Auch in der Naturwissenshcaft werden Erkenntnisse und gut belegte Theorien immer wieder unter neuen Bedingungen auf ihre Gültigkeit geprüft. Solange die Theorie alles einigermaßen erklärt, gilt sie als "richtig"."

Derzeit weiss man, dass es keine absolute Wahrheit und somit auch keine absolute Objektivität gibt. Aber, der Sinn des Ganzen ist möglichst nahe dort ran zukommen und weiter danach zu forschen. Und, wenn dies alles bereits gefunden wäre, wäre es ja auch langweilig;-)

Ich glaube, das ist es auch, was uns alle antreibt; die ewige Frage und Suche nach dem Warum und ob es da noch mehr gibt.

Sind wir nicht alle deswegen hier?

Beste Grüsse : East

In reply to Mokait

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Andrea Shelor ** R6 QM6³ H4 QN4 -
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Hallo Mokait, Trashidrolma, East und Wupptich, sowie an alle weiteren Mitlesenden!

Ich habe Eure Diskussion mit Interesse verfolgt und freue mich über Eure Beiträge. Vielen Dank! 

Mokait, ich wollte Dir in diesem Thread ja noch antworten. Bitte entschuldige, daß ich mich erst jetzt wieder melde, es kam letztens doch mehr Arbeit auf mich zu als erwartet.

"Wenn ich unabhängig von meiner Sichtweise einen Schutzgeist habe, wäre dieser dann ja ein Bestandteil einer objektiven Wirklichkeit. "

Nun, das Konzept einer objektiven Wirklichkeit ist nicht so ganz unumstritten, wie wir in diesem Thread gesehen haben ;-) aber ich glaube, ich verstehe, was Du meinst. Sagen wir mal so: Man kann den niederen Schutzgeist (Krafttier, Schutztier) als einen symbolischen Ausdruck eines menschlichen Seelenteils betrachten. Ob er nun als "emotionale Seele" oder als Nefesh bezeichnet wird oder als Kraft- bzw. Schutztier, ist abhängig von der jeweiligen Tradition. Weitere Einzelheiten und Sichtweisen ebenfalls. Fazit wäre, daß Du als Mensch auch alle menschlichen Seelenanteile hast, egal ob Du mit dem Konzept Deiner emotionalen Seele in der einen oder einer anderen Form arbeiten möchtest: Du hast eine emotionale Seele und arbeitest "automatisch" mit ihr, ob Du bewußt von ihr weißt oder nicht.
Macht das für Dich Sinn?
Die Frage an die jeweiligen Traditionen wäre, wie gut, also wie zutreffend und somit wie praktikabel ist ihr Konzept der emotionalen Seele? Das Konzept soll die erfahrbare Wirklichkeit so gut wie möglich (am besten nahezu perfekt, soweit dies möglich ist) abbilden, denn sonst kann man nicht vernünftig damit arbeiten.

"Vorher hatte ich die Erwartung (oder Hoffnung), dass bestimmte Systeme (qabbalahbasierte Magie, Schamanismus, Huna, ev. auch Buddhismus und weitere) nur etwas unterschiedliche Verpackungen für weitgehend den selben Inhalt sind, und dass sie sich einigermaßen übersichtlich aufeinander abbilden lassen, sodass dahinter einigermaßen erkennbar die oben erwähnte objektive Wirklichkeit zum Vorschein kommt. (Das mit der Abbildbarkeit scheint jetzt aber doch schwieriger zu sein.)"

Der Gedanke ist nicht verkehrt, und das klappt auch bis zu einem gewissen Grad, abhängig von den verglichenen Systemen. Schwierig wird es dann, wenn die Systeme eine unterschiedliche "Bandbreite" haben.

Ein Beispiel für eine recht gute Vergleichbarkeit könnten Buddhismus und Qabbalah sein: Beide umfassen sehr große Bereiche der menschlichen Seele und Existenz (vom phys. Körper bis zur spirituellen Ebene) und sind in sich komplette Systeme, sprich: beide befassen sich nicht nur mit einem bestimmten Teilbereich. Sie sollten deshalb also gut miteinander vergleichbar sein; allerdings gibt es große Unterschiede, da sie aus unterschiedlichen Kulturen und Traditionen entstammen: östlich bzw. westlich. Wupptich hat bereits auf diesen Aspekt hingewiesen. Daraus resultieren große Unterschiede u.a. auf der Beschreibungs- und Assoziationsebene, die es schwierig machen können, sich auf das Konzept tiefer einzulassen, wenn man zu der jeweils anderen Tradition gehört und mit der anderen (noch) nicht gut genug vertraut ist.

Du schriebst vor einiger Zeit,
"Was Du beschreibst, klingt für mich eher danach, als würde jeder selbst quasi willkürlich durch seine "Grundannahmen" und seinen "Bezugsrahmen" festlegen, welche Arten von Bereichen es gibt und wen oder was er dort vorfinden kann."

Nein, so war es nicht gemeint - vermutlich ist das inzwischen auch klarer geworden.
Man legt allerdings durch die eigenen Grundannahmen u.U. einen gedanklichen Bezugsrahmen (Glaubenssätze) fest, die es einem u.U. schwer machen können, neue Aspekte aufzunehmen bzw. wahrzunehmen.

"Und wie kann man überhaupt dauerhaft unterschiedliche Grundannahmen haben, wenn man doch auf den verschieden Wegen Kontakt zu seinem höheren Selbst und weiteren Ratgebern bekommt, die diese Annahmen doch sicher verifizieren können?
Oder kann ich mir einfach einen Bezugsrahmen kreieren, in dem ich ganz andere Arten von Ratgebern antreffe, die andere Wahrheiten vertreten?"

Da legst Du den Finger auf einen sehr wesentlichen Aspekt!
Bei esoterischer und spiritueller Arbeit ergeben sich aufgrund der Natur der Sache spezifische Probleme, die man in anderen Bereichen nicht hat. Im Kurs wird an verschiedenen Stellen darauf eingegangen.

Trashidrolma hat ja bereits gut darauf geantwortet, dem würde ich zunächst mit einer Ausnahme nichts hinzufügen, zumindest nicht ohne triftige Gründe ;-) 
Wir haben in der Esoterik und auch im Okkultismus einge Probleme, die man z.B. in den "anerkannten Wissenschaften" nicht hat; z.B. gibt es fast keine bzw. nur relativ wenige anerkannte Standards. Dies öffnet den Wunsch und auch die Möglichkeit, daß viele Menschen versuchen, eigene Standards oder Systeme zu entwickeln. Diese sind jeweils auf unterschiedlichen Niveaus, decken unterschiedliche Bandbreiten ab etc. pp.

So sehen seriöse Mysterienschulen es beispielsweise für die Wahrnehmung der höheren Ebenen als essentiell, das eigene Wunschdenken zu minimieren und letztlich, so weit es geht, möglichst völlig auszuschließen, um nicht irgendwelchen astralen oder mentalen eigenen Trugbildern oder -konzepten aufzusitzen. Ebenso essentiell ist die eigene persönliche charakterliche Weiterentwicklung, v.a. in ethischer Hinsicht. (Dies wird im Kurs näher thematisiert.)
All dies zu erreichen ist erfahrungsgemäß meist ein längerer Prozess, und wenn man zu früh irrtümlich denkt, man habe dies erreicht, dann kann es passieren, daß man Konzepte vertritt, die Menschen wie Dich und andere dazu bringen, sich zu wundern und Deine o.g. Fragen zu stellen.
Auch ich habe mir diese Fragen vor vielen Jahren gestellt und lange gesucht, bis ich eine Gemeinschaft von Menschen mit einem Konzept gefunden habe, das mich zufriedengestellt hat.

Ich freue mich auf Kommentare, Anmerkungen etc. von Dir und anderen, möchte aber jetzt schon erwähnen, daß es gut sein kann, daß eine Antwort wieder einige Zeit dauern wird, da ich im Kurs und anderen Bereichen unserer Mysterienschule ebenfalls aktiv bin.  

LG
Andrea

In reply to Andrea Shelor ** R6 QM6³ H4 QN4

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Mokait -

Hallo Andrea,
danke für Deine umfassende Antwort.

Du schreibst: Du hast eine emotionale Seele und arbeitest "automatisch" mit ihr, ob Du bewußt von ihr weißt oder nicht.
Das macht für mich insofern Sinn, als es erstens eine klare Aussage ist und zweitens besonders bei diesem Punkt deutliche konzeptübergreifende Ähnlichkeiten vorliegen und man trotz der Unterschiede im Detail ziemlich gut erkennen bzw. glauben kann, dass hier jeweils vom selben "Ding" die Rede ist, dem man damit eine gewisse sichtunabhängige Existenz unterstellen kann. (Jedenfalls solange man voraussetzt, dass die verschiedenen Systeme ihre Erkenntnisse einigermaßen unabhängig voneinander erworben haben und die Unterschiede nicht nur auf Fehlern beim Abschreiben basieren.)

Als besonders hilfreich empfinde ich den von Dir angeführten Begriff der erfahrbaren Wirklichkeit, der sich als Kompromiss und als Brücke zwischen einer etwaigen objektiven Wirklichkeit und Modellkonstrukten anbietet. Und vielleicht auch die Grenze des Erreichbaren andeutet.

Bezüglich Antwortzeiten komme ich zurecht. Ich selbst bin eher langsamer Natur, und wenn in hoher Frequenz gehaltvolle Kommentare eingehen, komme ich wahrscheinlich gar nicht mit dem Lesen nach.

Liebe Grüße,
Mokait

In reply to Mokait

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by wupptich -

Hallo Mokait,

ich bin mir ziemlich sicher, dass es genug Menschen unter allen gibt, die keinen Schutzgeist haben. Schon wenn ich mir den Unterschied in der geistigen Reife einiger ansehe, mag mir manchesmal das Gruseln kommen. Und da spreche ich nichteinmal von den verwirrten Machthabern. Ich denke jedes Modell hat seine Ausnahmen und Grenzen, und sicherlich sind immer wieder einige da, die eben einen Schritt weiter sind. Das war immer so und wird auch immer so sein.

Sicher wird es hier unter Umständen auch andere Meinungen geben, aber das ist auch schon immer gewesen und wird immer so sein.

 

LLL

wupptich

In reply to wupptich

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by meejee -

Hallo an Alle,

Hallo an Alle !

" Ich denke jedes Modell hat seine Ausnahmen und Grenzen, und sicherlich sind immer wieder einige da, die eben einen Schritt weiter sind. Das war immer so und wird auch immer so sein."

Ja und dann gibt es noch die, die keine Grenzen aktzeptieren mögen frei nach dem Motto "sky´s the limit".Und die haben auch ein Problem, da sie in jedem System an eben diese stoßen und somit überall "anecken".

Ich selbst beschäftige mich z.b gerade mit der Frage der Ausschließlichkeit in einem (beliebigen) definierten System.

klar, ein System muß in sich schlüssig und fest definiert sein, damit alle eine gemeinsame Ebene haben, auf der sie sich treffen können und wohlbeschritttene Pfade lassen sich in der Energiearbeit auch viel besser nutzen,da sie auf der Astralebene schon verankert sind..So weit so gut.Schade finde ich nur, daß alle Systeme eine Art Auschließlichkeits- Anspruch an den Tag legen, die keine Erweiterungen oder Modifizierungen begrüßen, auch wenn sie für den Einzelnen eventuell durchaus Sinn machen könnten, da jeder ja bekanntlich sein eigenes Universum ist. Verstehen tue ich natürlich, daß ein System verläßlich sein muß und nicht jeder kommen und beliebig Teile entfernen, hinzufügen und austauschen kann.Aber ich denke auch, daß es völlig legitim ist herumzuexperimentieren, was wie für einen selbst am besten funktioniert, solange man nicht den Anspruch hat, sein Modell sei allgemeingültig.Wenn dabei das eine oder andere Mal ein Umweg herauskommt, ist es immerhin "mein" Umweg und ich habe dabei bestimmt viel  gelernt.:-) Oder wie sehr ihr das?

Haha, mir ist bewußt, daß dieser Kommentar eher auf der anderen Seite der Skala anzusiedeln ist,während dir Mokait, die Definierungen nicht fest/klar genug gelegt sind, empfinde ich sie manchmal als zu eng.:-)

Licht und Liebe und schnelle Fortschritte auf euren Wegen!

Meejee

In reply to meejee

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Deleted user -

Grüße an Alle,

ein sehr interessanter Threat. Zum einen werden hier eines meiner Lieblingsthemen angesprochen, nämlich der Widerstreit zwischen Subjektivismus und der all zu oft beanspruchten Objektivität. Zum anderen hatte ich selbst die Erfahrung gemacht, dass der Schamanismus, bzw. die schamanisch gelagerten Lehren, mit denen ich kürzlich in Kontakt getreten bin, in ursprünglichen Ebenen, sehr ähnliche Zugänge bietet, wie die kabalistischen (in diesem Bereich bin ich ganz frischer Frischling, bitte verzeiht, wenn ich mit meinen maginalen Wissen und einhergehenden Erwartungen falsch liege).

Ich bin der Überzeugung, dass es Ähnlichkeiten geben muss, nicht nur zwischen dem Schamanismus und der westlichen Tradition, sondern allgemein zwischen "Spirituellen Systemen", da wir, trotz unterschiedlich gewachsenen Tradierung und kulturellem Hintergrund, wir im Kern Menschen sind. So wie die oberflächlich äußeren Unterschiede mehr Schein als Sein beinhalten(z.B. Hautfarbe), sind die (inneren) Gemeinsamkeiten doch sehr viel gewichtiger und realer, als schon so manche Ideologie behauptete.  Dem entsprechend, kann man einen Sachverhalt anders benennen, die Bedeutung, oder das was gemeint ist, bleibt jedoch das Selbe.

Ich will damit sagen, Du wirst immer (nur) Informationen wahrnehmen können, die Du auch verarbeiten und verwerten kannst, also bildhaft, oder auch symbolisch ausgedrückte "Dinge" wahrnimmst, die für dich einen gewissen Bedeutungsinhalt representieren, der, von dem andere Menschen, differieren kann, ja sogar muss. Das birgt zugleich Freiheit und Unsicherheit in sich und nur Du solltest mit deinen dir gegebenen, oder erarbeiteten Fähigkeiten, die VerAntwortung übernehemen, deinen Weg und die enthaltenen Konsequenzen zu ordnen und zu einem, wie auch immer gearteten Resultat führen. (im besten Fall natürlich, nach deinem Gewissen)

Einerseits bedeutet das für mich, dass wir sehr wohl Einfluss nehmen und ggf. verändern, was andererseits zuvor jedoch schon vorhanden sein muss. Dabei meine ich traditionelle "Wege" und Betrachtungsweisen, die ja nicht aus dem Nichst heraus existieren. 

Wichtiger als jede Antwort, ist die Frage zu kennen.

FIAT LUX


In reply to meejee

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Silva (M) -

Shalom Mejee,


ich denke das man später durchaus auch ein wenig experimentieren darf, sich auszuprobieren gehört in unserem leben dazu. Das machen schon Kinder, wenn man sie Aufmerksam beobachtet. Sie Probieren sich täglich an neuen Herausforderungen. Es liegt also in unserer Natur. Zeitgleich begrüßen Kinder Grenzen die ihnen gesetzt werden, da diese ihnen helfen sich zu definieren. (Entschuldige Vollblutmama, ich vergleiche vieles damit, weil es das so schön verbildlicht)

Ich denke das in der Ausbildung zur Magie diese Grenzen sehr wichtig sind, Damit der Schüler sich nicht verliert in dem Wust an Informationen und Möglichkeiten. Symbolisch gesprochen anhand des Beispiels muss der Magier erstmal stehen können, bevor er das laufen lernen kann.


liebe Grüße

Silva

In reply to Silva (M)

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by meejee -

Hallo Silva,

Zunächst einmal sorry für die verspätete Antwort.

Ich gebe dir absolut recht damit, daß es in der Natur des Menschen liegt sich auszuprobieren!

Und ein relativ fester Rahmen in einem okkulten System ist sicherlich hilfreich und  bis zu einem gewissen Punkt auch notwendig (genau damit der Schüler seine Eckdaten hat und sich nicht verliert.).Aber mit dem Begriff Grenzen habe ich so meine Schwierigkeiten.Ich würde es eher als ein System von Richtlinien bezeichnen, anhand derer der Schüler den WEg finden kann.Diese Richtlinien sollten meiner Auffassung nach flexibel sein und sich ständig erweitern und anpassen können, je nach Wissen- und Erfahrungsstand des Schülers.Insofern liegen die "Grenzen" falls diese überhaupt existieren für jeden woanders und verschieben (erweiter) sich auch ständig.Ich werde meiner 14jährigen nicht erlauben die ganze Nacht wegzubleiben, mit 17 ist das schon ein anderer Schnack!

Und um bei deinem Beispiel Kinder zu bleiben:Meine Tochter ist erst gelaufen und dann gestanden.:-) 

Und ein Vogel wird nicht auf das Fliegen verzichten nur weil er auch am Boden laufen kann.

LG, meejee


In reply to meejee

Re: Frage zur Abbildung zwischen magischem und schamanischem Weltmodell

by Silva (M) -

Shalom Meejee,


um bei deinem Beispiel der Jugendlichen zu bleiben. Wieso darf der 14Jährige noch nicht Nachts rumgeistern und lange so lange weg bleiben wie der 17Jährige?

Das liegt an doch an dne Kompetenzen und dem Entwicklungsstand  der Beiden, nicht? So ist es in der okkulten Ausbildung. Manche Dinge können erst mit einem entsprechenden Entwicklungsstand begriffen werden. Die Grenzen sind zum einen von unserem entwicklungsstand abhängig, aber eben auch Schutz für den Studenten. 

Fiat Lux

Silva