Hallo Peter,
Leider kam ich erst jetzt dazu, zu antworten.
Sicherlich hast du recht, wenn du Bildung und Spiritualität/Magie voneinander trennst. Während die Bildung ihr richtig und falsch in mess- oder anders nachprüfbaren wissenschaftlichen Normen hält, ist es in der Spiritualität leider nicht so. Kinder sollten, zumindest war es so mal angedacht, einen Schulreifetest machen, um erkennen zu können, ob sie schon reif genug sind. Ich z.B. musste ihn machen, weil ich mit noch 5 eigentlich zu jung für die Einschulung war. Wenn jemand sich magisch oder spirituell beschäftigen möchte, kann ein solcher Test nicht gemacht werden, da es keine allgemeinverbindliche Richtschnur geben kann, zu unterschiedlich ist die Art und die Orientierung in den Traditionen. Jedoch glaube ich, dass uns unsere Gefühle einen Aufschluß darüber geben, wieweit oder eben wie wenig wir für ein solches Vorhaben geeignet oder Talentiert sind. Jedoch ist es kein Hinderungsgrund, sich dort einzubringen, wo man seine Interessen sieht. Lediglich die Zeiten zwischen den Fortschritte werden langwieriger sein als bei Anderen. Was ich aber auf jeden Fall glaube, nein, wo ich mir ganz sicher bin, dass kein Anderer das Recht, die Erfahrung, die Stellung oder auch nur ansatzweise die geistige Reife hat, zu sagen, du bist nicht reif genug für dieses oder jenes. Und wenn mein Gefühl mich auf etwas stößt, dass ich ablehne oder fürchte, sowohl aussen oder innen, dann kann ich doch entscheiden, ob ich mich dem stellen möchte oder nicht. Habe ich Angst vor großer Höhe, werde ich sie meiden. Wenn ich sie nicht mehr meiden kann, weil ich unerwartet in eine solche Situation geraten bin, muss ich wohl oder übel dadurch. Bin ich mir aber bewusst, dass ich in eine solche Situation kommen kann, liegt es an mir, meine Angst zu trainieren, weg zu trainieren! Ich sehe Ängste als einen Sicherungsmechanismus, der unseren Körper oder unsere Seele vor Schaden bewaren soll. Wenn ich die Angst wie einen Sicherheitsgurt oder Airbag betrachte, scheint sie nicht so schlimm, oder ist ein Sicherheitsgurt oder Airbag schlimm? Wer einen Unfall hatte sagt sicher ja, aber eine Lenksäule in der Brust oder eine Windschutzscheibe auf der Stirn ist auch nicht schön. Wenn ich die Wahl habe, wähle ich hier das kleinere Übel. Dennoch ist die Ergründung dessen, wo diese bestimmte Angst oder Abneigung her kommt ein Schritt zu einem besseren Selbstverständnis und damit ein Schritt in die Richtung Selbsterkenntnis.
Warum ich meine spirituellen Erfahrungen vornehmlich und bevorzugt für mich alleine im Stillen erleben mag liegt an meinem Umfeld. Ich bin nicht einsam, nicht alleine. Wenn ich nicht darauf bestehe, diese Zeit der Stille zu haben, dann ist alle 2 Minuten Geschrei, Gestreite, Getrampel und allgemeiner Lärm. Versuche zu meditieren, wenn sich die Tür öffnet und: "Willst du einen Kaffee? Oh, du meditierst, ich bin still und weg!" Etwa 3 Minuten später: "Kannst du mal eben schauen, ist sie nicht süß? Oh, entschuldige! Pssst!" und bevor sich die Tür geschlossen hat: "Was möchtest du denn nachher essen? Was wollen wir im Fernsehen schauen?" Dann neigst du irgendwann zu der Aussage: "Den Krimi mit dem perfekten Mord!" :)
Vielleicht neigen wir dazu, während der besonderen Ausübung der Spiritualität ein anderes als das gewohnte Umfeld zu haben. Jeder scheint auch seine eigenen Bedürfnisse zu haben. Allerdings bin ich auch im Vergleich zu den meissten mir bekannten Anderen eher offen im Bezug auf spirituelle Dinge, mein Umgang damit ist nicht geheim, zurückhaltend oder aufs eigene Kämmerlein bezogen. Aber auch das ist auf die Person bezogen, persönlich denke ich, wenn jemand mit mir nicht klar kommt, mich wegen irgendetwas nicht mag oder denkt, ich sei ein Spinner, weil ich an Geister, Engel, Energie oder Magie glaube, dann kann ich ihnen sicher zeigen, wo der Maurer ein Loch lies, durch das sie aus meinem Leben verschwinden können, wenn sie es wollen. Denn mir ist es egal, ob mich jemand mag oder nicht, umgehen kann ich trotzdem mit ihm.
Du hattest geschrieben, dass du zu Weisen und Gurus gegangen bist, um herauszufinden, wie man im Leben Erfüllung und Glück findet. Soviel kann ich sagen: Dort findest du es nicht! Versuche einmal folgendes:
Nehme dir zwei Blatt Papier, auf eines schreibst du Erfüllung und auf das andere Glück. Jetzt nimmst du dir erst eines oder gleich beide und überlegst, wie sieht für dich ein erfülltes Leben aus und wie definierst du Glück, einfach als Stichworte untereinander. Und wenn du das hast, versuche zu jedem deiner Stichworte etwas zu schreiben, wie du denkst, dass du dieses Stichwort für dich erreichen kannst, was es für dich bedeutet. Ich meine auch nicht, wie andere darüber denken, sondern nur für dich! Wenn du das hast, nimmst du einen dritten Zettel, auf den schreibst du genau so:
JETZT
bin
ICH
dran!
Falte die Zettel als Stapel mit der Erfüllung (ganz oben), dem Glück (mittig) und den dritten ganz unten und lege sie über Nacht in eine Schublade. Am nächsten Morgen öffnest du die Schublade und entfaltest die Zettel, liest zunächst den obersten, dann den in der Mitte und dann ganz unten. Dann krempelst du die Ärmel hoch und machst, was auf den oberen Zetteln stand. Und dann wird dein Leben erfüllter und glücklicher. Wer wenn nicht du soll wissen, was dich glücklich macht? Gurus und Weise sicher nicht, sie wissen, was es bei ihnen ist, nicht was es bei dir ist. So wie es die Stille bei mir ist, ist es bei dir die Umkehrung dessen. Ich fahre Motorrad, um für mich zu sein, andere fahren Bus und Bahn und fühlen sich mehr allein (nicht einsam - allein) als ich mich auf dem Bike. Gut, ich bin nun kein Guru, auch kein Weiser und der einzige Grund, warum ich mich ausgeglichen und glücklich fühle ist wahrscheinlich meine naive, einfältige Dummheit und das Fehlen hochedler Ziele. Aber, das gilt zumindest für mich, ich habe festgestellt, dass es einen Menschen gibt, um dessen Wohl ich mich nach besten Möglichkeiten kümmern muss: MICH !!! Und ich habe festgestellt, wann ich damit beginnen muss: JETZT !!! Seit ich das begriffen habe, hat sich viel verändert, Scheidung, neue Frau, neue Baustelle, neuer Arbeitsplatz; und täglicher Trott und Langeweile ist einem gewichen: Der Lust am Leben, der Freude an allem und innerer Zufriedenheit! Und wenn du auf den dritten Zettel schaust, dann siehst du genau das: ICH und JETZT! Das ist zumindest für mich der zentrale Punkt zum Glücklichwerden, ihn zu versuchen kann nicht schaden.
Ich gehe übrigens auch sehr gerne auf Konzerte, ich liebe es zu feiern, die Energie der Menschen zu fühlen. Aber die Kunst des gemischten (um bei der Musik zu bleiben) und der Gleichklang des Bandes oder der CD fährt mich herunter vom Trubel des Lebens. Es ist für mich ein Ausgleich, meine persönliche Chill-out-Zone.
Und wenn die Gurus oder spirituellen Leute sagten, du sollst alleine meditieren und Gemeinschaft meiden, liegt es daran, dass sie unter dem wohl verbreitesten Leiden von allen leiden: Zuhörschwäche!
Bei dem, was ich bisher von dir gelesen habe, kann der Rat nur lauten: Gehe hinaus, suche dir Meditationsgruppen, gehe zu Sathya Sai Abenden, in die VHS zu Reiki oder anderen spirituellen Veranstaltungen, mische dich unter die Menge und lebe ersteinmal. Verschiebe die Suche nach Erleuchtung bis zu dem Tag, an dem dich morgens dein Spiegelbild von ganz alleine anlächelt, ohne das du es bewusst wolltest. Denn nur dann, an diesem Tag, kann dein Weg zur Erleuchtung beschritten werden. Das denke ich zumindest. Und ich kann dir versichern: Wir leben im Paradies, wir müssen nur die Augen öffnen und dann werden wir es erkennen!
Ganz liebe Grüße
HG