Besessenheit?

Besessenheit?

by Peter -
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Hallo Ihr!

Dem Tip von Runael folgend, öffne ich einen eigenen Thread zu diesem Thema, nachdem es in meinem Vorstellungsthread schon kurz besprochen wurde-

Vorweg: mir ist klar, dass dieser Begriff "Besessenheit" oft Assoziationen in der Richtung auslöst, dass das etwas ganz schlimmes ist was man "austreiben" muss. Zumindest im christlichen Kontext kann das so sein.

Das ist aber nicht das was mich dabei vorrangig interessiert - ich weiss nur grad kein besseres Wort als eben Besessenheit.

Ein anderes möchte ich auch noch ausklammern: ich spreche hier nicht von Obessionen, Suchtverhalten, unkontrollierten Emotionen und dergleichen (was zumindest im landläufigen Sprachgebrauch auch gelegentlich als Besessenheit bezeichnet werden mag).

Im Vorstellungsthread hab ich schon geschrieben, dass mir irgendwann die Idee gekommen ist, dass Besessenheit und Invokation eigentlich dasselbe sein müsste.

Invokation ist wohl eine Technik, die in der Magie, und auch speziell in der westlichen Tradition, offenbar bekannt ist; von daher könnte ich mir vorstellen dass es hier die eine oder den anderen gibt wo etwas darüber weiss.
Von Besessenheit wiederum spricht man - jetzt ausserhalb des christlichen Kontext - zB bei den magischen Praktiken mancher anderer Kulturen (zB im Voodoo, wo es -ganz wörtlich- heisst dass das Loa den Priester "reitet").

Soweit der theoretische Teil. Da könnte man sich dann -als Ethnologie oder als Bewusstseinsforscher- Gedanken darüber machen, was das für Phänomene sind, welchen Sinn sie für die Praktizierenden haben, usw.

Nun zum persönlichen Teil, warum mich die Thematik interessiert. Das ist schwieriger zu formulieren...

(Was ich vielleicht auch noch dazusagen sollte: dass ich mich nie an irgendwelchen derartigen Dingen wie Invokationen oder Evokationen versucht hab - ich wüsste schlicht nicht wozu: ich hab genug damit zu tun meinen Job zu machen, mein Leben auf die Reihe zu kriegen und mit den alltäglichen Problemen zurechtzukommen.)

Ich hab es in den letzten Jahren mehrfach erlebt, dass mein Bewusstsein "umschaltet". Dieses "Umschalten" passiert nicht plötzlich, sondern eher auf subtile Weise - ich tue es nicht willentlich; es scheint mglw. durch bestimmte Anlässe ausgelöst zu werden (die dann jedoch recht persönlich sind und mE nicht in die Öffentlichkeit gehören).

Das Ergebnis dieses "Umschaltens" ist dann ein völlig verändertes Selbstverständnis, eine veränderte Identität. Eine Identität, die -gefühlt- mehrere tausend Jahre alt ist - die ein umfassendes Wissen über Wesen und Sinn der Schöpfung hat - die die kleinen Sorgen und  Nöte der Sterblichen mit einer art von Verständnislosigkeit  betrachtet; nicht gleichgültig, sondern mit der Gelassenheit von  jemand der den Aufstieg und Fall von Zivilisationen miterlebt hat -  die vollkommen souverän und ihrer selbst sicher ist - und ganz auf  die Bedeutsamkeiten der Gegenwart gerichtet, ohne irgendwie Pläne  zu machen oder sich um das morgen zu kümmern.

Nun ist es nicht so, dass ich damit irgendein Problem hätte - im Gegenteil, ich finde das sehr bereichernd, kraftvoll, intensiv und anregend.

Eine Schwierigkeit entsteht mir erst, wenn ich mir die Frage stelle: "Wer bin ich?".Denn mein Identitätsverständnis (das was ich als "ich" bezeichne) wird durch dieses "Umschalten" nicht unterbrochen oder ausgeblendet - aber das was "ich" dann bin, ist nicht wirklich menschlich.

Und ich bezweifle, dass ein Psychologe mir dazu etwas sinnvolles sagen könnte - der stellt höchstens eine "psychische Störung" fest und weiss dann Tabletten um das wegzumachen. (Das ist wohl das Leidwesen heutigen Bewusstseinsverständnisses: dass Veränderungen des Bewusstseins lediglich als "Störungen" verstanden werden die "behandelt" werden müssen - und nicht als Phänomene, die einfach deshalb interessant sind weil sie auftreten.)


lieben Gruss
P.

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Re: Besessenheit?

by Hilla -

Hallo Peter,

Ein gutes Beispiel ist die Bessenheit von Anneliese Michel. Die christliche Kirche führte wiederholt einen gossen Exorzismus durch. Leider überlebte A. Michel ihre Bessenheit nicht. Du kannst ihre Geschichte im Netz nachlesen. In ihrem Fall hätte man besser noch andere Fachleute hinzugezogen, und sie vielleicht retten können.

Ein Umschalten in eine andere Identität, um damit ein umfassendes Wissen zu erhalten, ist nach meinen bisherigen Erfahrungswerten nicht möglich. Bei dem Kontakt mit einer Gottform oder eines Genius, erhälst du Antworten auf Fragen, die in den jeweiligen Schöpfungsbereich oder Aufgabenbereich fallen.

An deinem Artikel kann ich erkennen, dass du mehr an der magischen Richtung, der Verbundenheit mit Gottformen oder Genien, interessiert bist. Dies können wir vielleicht unter dem Thema von Runael weiter diskutieren,

Liebe Grüsse  Hilla

In reply to Hilla

Re: Besessenheit?

by Peter -

Hallo Hilla!

Das ist ja eine ganz grausige Geschichte! Nun hab ich diese Anneliese Michel nicht persönlich gekannt, und war bei der Sache auch nicht dabei - daher ist es mir gar nicht möglich, eine irgendwie adäquate Meinung zu der Sache zu entwickeln. Allerdings hab ich genug Erfahrung mit Ärzten wie mit Chrstenpriestern, um zu wissen dass beide in ähnlicher Weise zu oft in einer art autoritativem Allmachtswahn gefangen sind, und jedenfalls guten Grund, keinem von beiden die Verfügungsgewalt über Bewusstsein zuzugestehen.

Ob ich Interesse an einer magischen Richtung hab, das muss ich offenlassen. In erster Linie hab ich ein ganz einfaches -und bestimmt nachvollziehbares- Interesse daran, zu verstehen was das (oder "mein"?) Bewusstsein da eigentlich tut. Und nach mancherlei Erlebnissen bin ich in dem Bereich vorsichtig geworden mit der Auffassung, irgendetwas sei "nicht möglich".

Den Begriff, den Du anbringst - "Gottformen und Genien" - finde ich in dem Zusammenhang interessant. Was ich dazu an Literatur finde, könnte schon auch in die Nähe dessen kommen was ich erlebt hab. Freilich hab ich weder Fragen gestellt noch mich um Aufgabenbereiche gekümmert, sondern ich hatte bestimmte Dinge zu tun, und wenn ich mich um irgendetwas derartiges gekümmert hab, dann nur um die Kohärenz mit dem stream-of-passion.

Ein drittes, was auch ein stück weit in die Nähe kommen könnte, ist die Idee der Theriantropie.

Und möglicherweise handelt es sich bei diesen drei Dingen - Besessenheit, Gottformen und Theriantropie - um Phänomene, die ihrer Natur nach gar nicht so sehr voneinander verschieden sind, sondern vielmehr aufgrund verschiedenartiger spiritueller Sichtweisen der Betroffenen (und/oder von deren Umfeld,) und deren jeweiliger Bereitschaft zu Selbstverantwortung unterschiedlich aufgefasst und bewertet werden?

lieben Gruß
P.

In reply to Peter

Re: Besessenheit?

by Hilla -

Hallo Peter,

Theriantropie kenne als Menschen die sich als "Otherkinds", Menschen einer anderen Art empfinden. Sie fühlen sich Abseits der Geselltschaft und bilden inzwischen Clans, in denen sie sich verbinden. Ihre Realität weicht von der Normalität ab, und es gibt viele Fabelwesen unter ihnen. Man kann meistens nur mit ihnen in Kontakt kommen, wenn man einer von ihnen ist. Es ist für mich keine Bessenheit, sondern diese Menschen kleiden einen Teil ihrer Persönlichkeit in ein magisches Wesen.

Innerhalb der Magie nehmen wir Kontakt mit den kosmischen Kräften auf, die imGrunde sehr abstrakt sind, und sich innerhalb und ausserhalb von uns befinden. Damit wir als Menschen eines besseren Bezug zu diesen Kräften finden kleiden wir sie in Gottformen, Genien und Dämonen, die alle ihre bestimmten Aufgaben haben.

Vielleicht schilderst du mir netterweise was du erlebt hast, damit ich es noch besser verstehen kann.

Liebe Grüsse  Hilla

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Re: Besessenheit?

by Mindflyer SN (R6) -
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Hallo Peter,

das was du beschreibst ist meiner Einschätzung nach keine Besessenheit. Du schreibst ja selbst, dass Besessenheit auch aus deiner Sicht nicht der treffendste Begriff ist, aber dass dir kein besserer Begriff einfällt.

Bei einer klassischen Besessenheit hättest du deutliche negative Effekte oder Symptome, die jedoch deiner Beschreibung nach nicht vorhanden sind.
Als Psychologe (bin Psychologe) würde ich dir aufgrund derselben Tatsache (dass keine negativen Auswirkungen vorliegen) sagen, dass ich dies nicht weiter problematisch sehe. Sollte dieses "Bewusstseinsswitchen" hingegen in irgend einer Form negative Auswirkungen haben oder entwickeln (z.B. indem es dich in einem der Lebensbereiche doch beeinträchtigt oder zu beeinträchtigen beginnt) würde die Sache anders aussehen.
Ein relevanter Punkt ist auch, dass dein "Ich-Bewusstsein" bei diesem "Umschalten" erhalten bleibt. Problematischer oder zumindest potentiell problematischer wäre es, wenn dein "Ich-Bewusstsein" nicht erhalten bliebe.

Als Mysterienstudent würde ich bei so einer Beschreibung am ehesten an ein Phänomen denken, dass in den westlichen Mysterien "Mediator" genannt wird. Dies beschreibt eine Person die einen bewussten Kontakt z.B. zu einem Meister/Wesen der inneren Ebenen hat. Bei solchen Kontakten kann es zu einem Phänomenen kommen, bei welchen das Wesens und der Mediator sich nochmals auf eine "tiefere Weise vereinigen" und anschließend kann sich das Bewusstsein des Wesen, sich in das Bewusstsein des "Mediator" quasi einklinken. Jedoch ist es so, dass die Mediator Person, die tiefere Vereinigung dem höheren Wesen erlaubt hat. Ein sehr wesentliche Punkt dabei ist jedoch, dass die Person (welche ein solcher Mediator ist), ein weitentwickelter und sehr reiner Adept der Mysterien sein muss. Ansonsten würde sich ein solch höheres Wesen sich nicht diese Person als "Diener" auswählt. Es gibt vermutlich nur sehr sehr wenige Menschen auf dieser Welt, die einen solchen Stand erreicht haben.

Vermutlich handelt es sich nicht um ein anderes Wesen/Bewusstsein, dass du erlebst sondern um einen sogenannten "Ego-State" (Ich-Zustand) in den du shiftest. Wir alle haben verschiedene "Ego-States" in uns. Diese Ego-States haben im Grunde alle ein eigenes Bewusstsein und teilen das Bewusstsein der anderen Ego-States weniger oder mehr. Mittels Trance kann jeder Mensch seine Ego-States erfahren. Natürlich aktivieren sich diese Ego-States auch im Wachbewusstsein und mir scheint es, dass dies ein spezieller Ego-State von dir ist. Es gibt nämlich auch ressourcenvolle Ego-States.

LVX
Mindflyer

In reply to Mindflyer SN (R6)

Re: Besessenheit?

by trashidrolma M (R4) -
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Lieber Peter,

hast Du schon den Kursabschnitt zu den 4 Ebenen bearbeitet? Auf den ersten Blick scheint dies wenig mit Deinem Erleben zu tun zu haben. Aber bei genauerem Hinsehen, könnte es sein, dass Du (warum auch immer) mal mehr und mal weniger Zugang zu Deinen höheren Bewußtseinsebenen hast.

Vielleicht bist Du in Deinem Alltagsbewußtsein oft irgendwo blockiert und erhältst daher aus der spirituellen Ebene keinen oder nur sehr verzerrten Input. Hin und wieder schafffst Du es dann evtl. die Ebenen in Dir zur Ruhe zu bekommen und erhälst so eine viel bessere Verbindung zu Deinem höheren Selbst. Das kann schon beeindruckend und ungewohnt sein.

Ich denke, dass es Menschen gibt, bei denen es mehr schwankt, wie sehr sie zu ihren höheren Selbstanteilen in Verbindung stehen. Mir geht es jedenfalls auch manchmal so, dass ich mich frage, wer ich eigentlich bin. Wie soll ich sagen, wir sind wohl Suchende auf dem Weg unseren wahren Willen und unsere wahren Bedürfnisse zu erkennen. Es ist doch klasse, wenn du hin und wieder eine klarere Verbindung mit Deinen höheren Anteilen hast.

Wie Mindflyer schon schreibt, wenn es Dich nicht einschränkt und keine Probleme in Deinem Alltag verursacht, ist es sicher kein Grund zur Sorge.

Lux

Trashidrolma

In reply to trashidrolma M (R4)

Re: Besessenheit?

by Peter -

Hallo trashidrolma,

ich hab keine Kurse gebucht. Mein Anliegen ist auch nur, zu verstehen was das Bewusstsein ist und tut - bevor ich versuchen wollte, mittels irgendwelcher Kurse daran herumzubasteln und zu optimieren.
Denn wenn man an etwas herumbastelt, ohne es zuerst mal ganz verstanden zu haben, dann ist das ja eine recht planlose und riskante Sache.

Und okay, wenn das eine "höhere Bewusstseinsebene" ist, dann ist alles ganz wunderbar. Ich bin es schon auch so gewohnt, hilfreiche Eingebungen von sozusagen "oben" zu kriegen, aber das passiert normalerweise eher in form von einzelnen intuitiven Einsichten - ohne dass sich mein Selbstverständnis dabei groß ändern täte.
Und da finde ich es etwas ganz anderes und eben bemerkenswert, wenn sich mein Selbstverständnis drastisch ändert - und dann plötzlich das eines Wesens ist, das völlig über den weltlichen Dingen steht.

Das ist aber auch kein Zustand, der auf Dauer vorstellbar wäre - denn er geht einher mit einer Intensität und Wachheit, die sich auch körperlich auswirkt, zB gesteigerter Stoffwechsel-Aktivität. Ich denke nicht dass ein solcher Durchsatz von Intensität auf Dauer aufrechtzuerhalten ist ohne körperliche Schäden zu riskieren. Dazu müsste man dann zumindest sportlich sehr gut trainiert sein oder sowas in der Art.

Einschränken tut es mich natürlich nicht - ganz im Gegenteil. Wieso sollte einen Kraft und Wissen denn einschränken? Und wenn Leute, die mir da begegnen, dann danach ihre Wohnungseinrichtung zertrümmern oder ihre Ehe auflösen, dann muss das ja nicht mein Problem sein.

lieben Gruss
Peter

In reply to Mindflyer SN (R6)

Re: Besessenheit?

by Peter -

Hallo Mindflyer!

[Bei einer klassischen Besessenheit hättest du deutliche negative Effekte oder Symptome]

Ich denke das kommt drauf an in welchem System du unterwegs bist. Ein Voodoo-Priester wird kaum "negative Effekte" berichten - für den ist Besessenheit eine normale und sinnvoll nutzbare Praktik. (Und der verliert dabei sein ich-bewusstsein und kann sich nachher nicht erinnern.)

Mglw. sollten wir davon ausgehen dass in unserer westlichen Gesellschaft ein erheblicher "Normalitätsdruck" besteht - 'altered states of consciousness' werden oft schon per se als "Problem" verstanden ("ich bin nicht normal ..."), und dadurch werden sie dann natürlich auch ein Problem. Anstatt dass man sich fragen würde, wie man am besten damit umgeht.

[Als Psychologe (bin Psychologe) würde ich dir aufgrund derselben Tatsache (dass keine negativen Auswirkungen vorliegen) sagen, dass ich dies nicht weiter problematisch sehe.]

Okay. Nun ist das aber gar nicht mein Anliegen.
Ich möchte sogar noch weiter gehen -bitte fass das jetzt nicht persönlich auf, es hat gar nichts mit Dir als Mensch zu tun sondern mit dem Rollenverständnis der Psychologie, gegen das ich mich abgrenzen muss- und dem Psychologen das Recht absprechen, überhaupt zu beurteilen ob meine Erfahrungen "problematisch" sind oder nicht (egal nach welchem Maßstab).
Und klar, mir ist schon bewusst, dass viele Menschen durchaus großen Wert darauf legen, von irgendeiner Autorität gesagt zu kriegen ob sie "normal" sind oder was für sie falsch oder richtig sei - ich gehöre da aber nicht dazu. ;)

Mein Anliegen ist deshalb ganz einfach: mehr darüber herauszufinden, WAS da in meinem Bewusstsein vorgeht - ohne dabei eine Wertung anzubringen.

[Sollte dieses "Bewusstseinsswitchen" hingegen in irgend einer Form negative Auswirkungen haben oder entwickeln (z.B. indem es dich in einem der Lebensbereiche doch beeinträchtigt oder zu beeinträchtigen beginnt) würde die Sache anders aussehen.]

Mich beeinträchtigt es weniger. Ich hatte da eher schon den Spass meines Lebens mit. Allerdings, die Wirkungen die es im Aussen manifestigert, d.h. auf andere Menschen hat, die sind zuweilen nicht von Pappe.
Ob man die freilich als "negativ" auffassen mag, das kann ich schwerlich beurteilen.

[Als Mysterienstudent würde ich bei so einer Beschreibung am ehesten an ein Phänomen denken, dass in den westlichen Mysterien "Mediator" genannt wird.]

Oh - davon hab ich noch nichts gehört.

[Dies beschreibt eine Person die einen bewussten Kontakt z.B. zu einem Meister/Wesen der inneren Ebenen hat. Bei solchen Kontakten kann es zu einem Phänomenen kommen, bei welchen das Wesens und der Mediator sich]

Tja, jetzt muss ich die vielleicht unangenehme Frage stellen: hast Du einen solchen Kontakt?
Wenn wir uns nämlich von realer Erfahrung zu realer Erfahrung unterhalten, dann können wir die Erfahrungen vergleichen. Wenn wir aber nur zB gelesene Ideen haben, dann landen wir im Bereich der Religion, wo versucht wird Begriffe zu interpretieren für einen Bereich, der sich naturgemäß dem begrifflich Faßbaren entzieht.

Im weiteren klingt das für mich beim Lesen so ein bischen in Richtung "Channelling". Kann das sein?

[dass die Person (welche ein solcher Mediator ist), ein weitentwickelter und sehr reiner Adept der Mysterien sein muss.]

Tja, aber das bin ich nicht. *lach*
Ich halte auch sehr wenig von dieser "Entwicklung" und spirituellen "Reinheit", denn nach meinem Eindruck bilden sich diese Adepten auf ihre "Reinheit" genau dasselbe ein wie der Nachbar auf seinen Mercedes - m.a.W. das ist auch bloss ein Egotrip.

Meine Philosophie geht da mehr in richtung bewusster Hingabe (an die Schöpfung, an die wirkenden Kräfte, an das Eine Bewusstsein).

[Ego-State]
Ja, das ist vielleicht auch möglich - bzw. ist ein Modell das Sinn machen könnte.

Das Ich verändert sich ja ohnehin ständig - CGJung ist soweit gegangen zu sagen, das sei auch bloss ein Komplex. Und ich bin da sehr geneigt ihm zuzustimmen. (Man kanns ja auch komplett löschen und sich dann ein m.o.w. neues bauen.)

lieben Gruss
Peter

In reply to Hilla

Re: Besessenheit?

by Peter -

Hallo liebe Hilla!

[Theriantropen = Otherkin]
Ja, genau die meine ich. Die sind offenbar der Meinung, ich wäre einer der ihren - was ich da wahrnehme ist sowas wie ein amüsiert-verständiges Schmunzeln und der Gedanke "na, mal abwarten bis er selber draufkommt".

Ich wiederum möchte das lieber in einem größeren, übergeordneten Zusammenhang sehen (von dem aus die Dinge dann auch anfangen einen Sinn zu machen).

Ja, und wo sind "Genien und Dämonen" denn etwas wesentlich anderes als "Fabelwesen"?
Die "Fabelwesen" stammen doch durchweg aus den Mythen. Und in den Mythen beschreiben sie - na? - Schöpfungskräfte u.dgl. - in verbildlichter, figurativer Form.

Und klaro gibt es ein Dahinterliegendes, klaro sind das abstrakte Wirkkräfte.
Aber sogesehen ist ein Gott dann auch eine abstrakte Wirkkraft! Und trotzdem haben wir spätestens seit der hellennischen Kultur haufenweise Skulpturen und bildende Künste, die da eine Person darstellen. Und trotzdem gibt es in Island eine Feenbeauftragte.

Und natürlich IST Theriantropie keine Besessenheit. Eine Glühbirne IST ja auch kein Heizlüfter.
Und natürlich ist es für praktische Belange m.o.w. wichtig, beides zu unterscheiden. Aber wenn man in der Richtung argumentiert, das eine seien die "wahren Kräfte", das andere sei "nicht normal", dann - ja, dann hat man doch eigentlich nur die Basis jeglicher Religionskriege neu erfunden. :(

[Vielleicht schilderst du mir netterweise was du erlebt hast]
Klaro, kann ich machen. Brauche ich wahrscheinlich acht Wochen um es zu erzählen, und zwei Jahre um es aufzuschreiben.

Du, ich hab mich seit -zig Jahren damit abgemüht, diesen ganzen Zauber so weit in irgendwie sinnvolle Zusammenhänge zu bringen, dass ich überhaupt mal damit leben kann. Und da sind Sachen gelaufen, die werde ich nicht planetscope im Internet erzählen - bei einigen ist es vielleicht sogar besser sie gar nicht zu erzählen.

Einen kleinen Teil dessen, was ich mir daraus inzwischen zusammengereimt hab, hab ich letztes Jahr mal ansatzweise aufgeschrieben - das sind dann gleich 40 Seiten geworden - die findest Du ... aeh, nein, man darf ja nicht verlinken. Also, die findest Du nicht. Hm, vielleicht besser so.

Aber das was ich erlebt hab - das ist größtenteils in Bereichen gelaufen, wo Worte keine feste Bedeutung und nicht wirklich Bestand haben.

Lieben Gruss
Peter

In reply to Peter

Re: Besessenheit?

by Mindflyer SN (R6) -
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Hallo Peter,

bei einem Voodoo Priester würde ich nicht von Besessenheit sprechen. Es ist mehr das Annehmen einer Gottform (bzw. beim Voodoo häufig Dämonenform :-) ). Der Unterschied auf den ich hinaus will ist, dass du bei Besessenheit nicht willentlich entscheidest, während der Voodoo Priester willentlich entscheidet und die Gottform dann wieder ablegen kann.

Zu deiner Frage, ob ich einen solchen, wie in meinem Post beschriebenen, Kontakt habe - natürlich nicht. Und die Frage ist mir auch nicht unangenehm.

Zur deiner nächsten Frage: Ja es geht so in Richtung "Channeling". Zu unterscheiden ist das Medium, dessen Bewusstsein quasi "ausgeschaltet" ist, während es die Botschaft empfängt, weil die Person in tiefer Trance ist und der Mediator dessen Bewusstsein nicht "ausgeschaltet" ist während er die Botschaft empfängt.

Wie erwähnt würde ich auch (aufgrund der Infos deines Posts) darauf tippen, dass es ein oder (eine Art) Ego-State ist.

LVX
Mindflyer

In reply to Mindflyer SN (R6)

Re: Besessenheit?

by Peter -

Hallo Mindflyer!

Das find ich doch erfrischend konstruktiv, was Du schreibst. *freu*

> bei einem Voodoo Priester würde ich nicht von Besessenheit sprechen. Es
> ist mehr das Annehmen einer Gottform (bzw. beim Voodoo häufig Dämonenform
> :-) ). Der Unterschied auf den ich hinaus will ist, dass du bei
> Besessenheit nicht willentlich entscheidest, während der Voodoo Priester
> willentlich entscheidet und die Gottform dann wieder ablegen kann.

Wenn Du das als Unterscheidungskriterium heranziehst, ob der Ausübende (bzw. Betroffene) diesen Zustand absichtlich herbeiführt, dann ist Dein Verständnis für mich nachvollziehbar. Da werd ich dann nicht drüber streiten. ;)
In der Literatur ist hinsichtlich Voodoo meistens die Rede von Besessenheit - und ja, ich würde das auch so verstehen, dass dieses Phänomen verwandt ist zum Annehmen einer Gottform.

Die Unterscheidung, wie "willentlich" das passiert, scheint auch nicht so ganz einfach zu sein. Die haben durchaus mitunter ein Problem, aus der Trance wieder herauszukommen - weil da sind sie ja nicht da. ;) Auf jeden Fall brauchts da jemand der ein bischen aufpasst.

> Zur deiner nächsten Frage: Ja es geht so in Richtung "Channeling". Zu
> unterscheiden ist das Medium, dessen Bewusstsein quasi "ausgeschaltet" ist,
> während es die Botschaft empfängt, weil die Person in tiefer Trance ist
> und der Mediator dessen Bewusstsein nicht "ausgeschaltet" ist während er
> die Botschaft empfängt.

Okay, dann hab ich das ungefähr richtig verstanden. Das ist ein interessantes Puzzleteilchen - ich hab bisher in der (mir kompetent erscheinenden) Magieszene immer nur gehört, dass so ein Kontakt das Alltagsbewusstsein ausschaltet (und dann auch nicht erinnert werden kann). Bei Channelings ist das wohl eher unterschiedlich (allerdings was so als Channeling veröffentlicht wird, das will man auch nicht alles ernstnehmen).
Meine eigene Idee geht dann dahin, dass das Alltagsbewusstsein (und damit die Ich-Kontinuität) sich genau dann verabschiedet, wenn es mit den Inhalten unmittelbar überfordert wäre - also eine Art Selbstschutz. Je nach persönlichem Horizont gibts ja Erfahrungen und Einsichten mit denen man nicht mehr klarkommen würde, wenn man sie so unmittelbar "von innen" erfährt und da nicht ausfiltern/ignorieren kann.

Ich wäre neugierig, in welchem Zusammenhang Du diesen "Mediator" Begriff gefunden hast - der ist mir noch nie begegnet.

>Zu deiner Frage, ob ich einen solchen, wie in meinem Post
>beschriebenen, Kontakt habe - natürlich nicht. Und die Frage
>ist mir auch nicht unangenehm.

Ui, da hast Du mich betroffen gemacht - mit diesem "natürlich".

Da bin ich drüber gestolpert und hab mir gedacht, hey, eigentlich isses doch natürlich, in Kontakt zu sein mit der Schöpfung, mit dem Göttlichen, mit dem Bewusstsein dass die Schöpfung etwas schönes, etwas wundervolles ist, dass wir ein Teil davon sind, dss wir nie wirklich allein sind, und dass die Existenz einen wunderbaren Sinn hat. Die Schöpfung WILL von uns erkannt werden, und ich finde das ganz natürlich. ;)
Es ist schwerer, den Ansprüchen der Menschen gerecht zu werden, als Gott zu erkennen. Denn die Ansprüche der Menschen sind oft irrig und widersinnig und zuweilen ganz unerfüllbar, auch wenn sie auf den ersten Blick naheliegend erscheinen - aber die Erkenntnis der Schöpfung hat genaue und präzise Eigenschaften, und die mögen vielleicht schier unmöglich klingen, aber unser Bewusstsein ist dazu imstande - wir stehen uns nur selber dabei im Weg, unsere Möglichkeiten auszuschöpfen.

"Zu kennen und zu wollen, bekennen und hoffen, solches ist der rechte und göttliche Weg". Mach Dich nicht klein, und lass Dich nicht kleinmachen. ;)

> Wie erwähnt würde ich auch (aufgrund der Infos deines Posts) darauf
> tippen, dass es ein oder (eine Art) Ego-State ist.

Da hab ich nun ein bischen 'gegoogelt' - und gefunden. Den Begriff "Ego-State" kannte ich nicht, aber ich denke, das Gemeinte ist mir bekannt, unter anderen Begriffen. ZB dissoziative Persönlichkeit, oder die heute im Neo-Schamanismus so bekannten "Introjekte".
Da finde ich dann ganz viel über Therapie, und über Traumatisierungen, und dergleichen.

Damit hab ich sicherlich nichts zu tun - im Gegenteil, das hat sich für mich über die Jahre zu einer art Ärgernis entwickelt, dass man allerorten irgendwelche Gurus und Heiler trifft die einem unbedingt ein Kindheitstrauma einreden wollen an dem sie dann kostenträchtig herumheilen können. (Die gröbste Nummer in der Richtung war ein approbierter Therapeut, der mir erklären wollte, die beim Hyperventilieren physiologisch auftretende "Pfötchenstellung" der Hände wäre ein Kindheitstrauma. Da werd ich böse, weil da laufen Sachen die ich fast schon als gemeingefährlich auffassen möchte.)

Es ist natürlich auch so, dass Leute die traumatische Erfahrungen gemacht haben, dabei unfreiwillig in veränderte Bewusstseinszustände geraten - und dann tauchen sie in der Spiri-Szene auf, weil man sich da mit Ähnlichem beschäftigt - in Schamanismus-Foren gehören Mißbrauchserfahrungen zum täglichen Thema. Und so traurig das ist, weil es was über den kaputten Zustand unserer Kultur aussagt, finde ich es auch recht nervig, denn mich interessiert eher was man mit einem einigermaßen gesunden Mind anstellen kann.

lieben Gruß

Peter

In reply to Peter

Re: Besessenheit?

by Mindflyer SN (R6) -
Picture of Refuah Anwender

Hallo Peter,

den Unterschied zwischen Medium und Mediator erwähnen in direkter oder indirekter Form auch schon W.E. Butler und Dolores Ashcroft Nowicki, wenn ich mich recht erinnere in einem oder mehreren ihrer Bücher/Texte. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern in welchem.
Jedenfalls wird auch im Buch "Ancient Traditions of Qabbalistic Magic" von Salomo Baal Shem darauf eingegangen und zwar im Kapitel "Contacting the "Maggid".

Bzgl. Ego-States: so kommt dieser Begriff ursprünglich zwar schon aus der hypnotherapeutischen Arbeit mit Traumata und wird nach außen fast ausschließlich in diesem Zusammenhang genannt, weshalb er auch im WWW in diesem Kontext zu finden ist.
Jedoch hat jeder Mensch eine gewisse Anzahl von relevanten Ego-States und nicht nur "Traumatisierte" und es gibt auch ressourcenvolle Ego-States. Es könnte durchaus sein, dass einer dieser ressourcenvollen Ego-Sates leichter in erweiterte Bewusstseinszustände (im positiven Sinn) eintauchen kann.

LVX
Mindflyer

 

In reply to Mindflyer SN (R6)

Re: Besessenheit?

by Peter -

Hallo Mindflyer,

ein verspätetes Dankeschön für Deine Antwort!

Leider konnte ich die Thematik nicht mehr weiterverfolgen weil ich zuerst in alltäglicher Arbeit und Mühsal erstickt bin, und dann in diesem Winter kamen noch gesundheitliche Probleme in Form eines schweren Herzinfarkts dazwischen - man hat mir gesagt, ich hätte Glück dass ich noch am Leben bin.

Ich für meine Teil hab da meine Verständnisprobleme bezüglich des "Glücks", und denke eher an eine verpasste Chance, endlich Frieden zu haben.

Auf jeden Fall erfährt dadurch das ganze überkandidelte spirituelle Streben, all die Bücher die man lesen und all die Kurse die man machen muss um ein guter Mensch zu werden, eine gesunde Relativierung: denn sterben dürfen wir alle, und das ist eh das einzige was wir überhaupt sicher wissen können, und da fragt auch niemand erst nach ob wir denn gut genug dafür sind.

Und das schöne ist. wenn man erstmal tot ist, dann kann einen auch kein Guru mehr mit erhobenem Zeigefinger belehren.

In reply to Peter

Re: Besessenheit?

by wupptich -

Hallo Peter,

 

ich bin heute erst auf diese Thematik gestossen und fastziniert von den Worten, die hier geschrieben stehen. Jedoch verwirrte mich dein letzter Beitrag etwas, da ich aus den vorherigen den Eindruck hatte, dich würde der Wunsch nach Klärung treiben, verstehen was sich abspielt.

Nun schreibst du:

Ich für meine Teil hab da meine Verständnisprobleme bezüglich des "Glücks", und denke eher an eine verpasste Chance, endlich Frieden zu haben

Nun stellt sich mir die Frage, was denn für dich Glück ist und was Frieden. Vielleicht sind die Ansichten dessen, was Glück und Frieden ist different und mir verschließt sich deshalb, warum jemand das Leben als "Unglück" empfindet. Ich erlebe wie du vor dem Infakt auch täglich Arbeit und Mühsal, Enttäuschungen und Missgeschicke, erlebe Leid und Leiden. Und ich erlebe jeden Tag als Geschenk größten Glückes, denn täglich erlebe ich Dankbarkeit, Liebe, Freude und vieles mehr, dass mir das Leben zum schönsten Denkbaren macht. Der Frieden des Todes, die Reise zum Schöpfer, ein Leuchten am Firmament der Seelen ist etwas, dass ich sicher auch gerne erleben möchte, aber erst wenn die Zeit gekommen ist, und ich hoffe inständig, dass ich damit noch sehr lange warten kann. Ich kenne Menschen, die spirituelles Handeln als den größten Humbug verächtlich betrachten, und sie sind bessere Menschen, als ich es von mir jemals erwarte. Nun ja, ich bin auch kein Guru, der andere mit erhobenem Finger belehrt, das können andere sicher deutlich besser als ich, dafür bin ich im Ignorieren besser ;) Und auch wenn ich kein Psychologe oder Psychater bin, denke ich dass ich mit dem Folgenden nicht verkehrt liege (Rückmeldung wäre übrigens klasse!):

Vermutlich wurde dir sehr oft weis gemacht, du hättest nicht das gewünschte Ergebnis gebracht, obwohl du anderer Ansicht warst/bist. Du zweifelst an dir selbst, weil andere dir sagen, dass du es sollst. Ich möchte dazu eigentlich nicht viel schreiben, aber ich möchte mal ein Bestsellerbuch zitieren, in dem deine Lösung steht, die Bibel:

Und so schuf Gott uns Menschen nach seinem Ebenbild.

Glauben hin oder her, ich will niemanden bekehren oder missionieren. Wenn der Schöpfer uns nach seinem Ebenbild schuf, können wir dann fehlerhaft sein? Ich weiß nicht, an wen oder was du glaubst und es ist völlig egal, aber wenn es in deinem Glauben einen Schöpfer gibt, an den du glaubst, dann glaube auch an dich, denn du bist ein Teil von ihm ebenso wie er von dir, denn du bist sein Ebenbild! Denn auch wenn ich grad zu faul bin nachzusehen, ich bin mir sicher es stand nicht da: ... und so schuf Gott uns Menschen außer den Peter (und vielleicht noch ein paar Andere) nach seinem Ebenbild. Jeder ist das, was er sein möchte, aber alle sind wir seine Geschöpfe und damit sind wir verdammt gut. Das solltest du nie vergessen und vor Allem solltest du dich dort mit einbeziehen, denn auch du bist ein wunderbarer Teil seines Plans. Und vertraue mir, wenn jemand dir sagt, du wärst für das eine oder andere nicht gut genug dann schaue dir den, der es sagte genau an, denn dann kannst du jemanden sehen, der es noch viel viel weniger ist als du! Und das mit dem tot sein verschiebe mal noch ein wenig, mir scheint, dass eine Kommunikation mit dir sehr lehrreich und intressant sein kann.

 

Liebe Grüße

 

HG

In reply to wupptich

Re: Besessenheit?

by Peter -

Hallo HG,

danke für Dein Interesse und Deine Aufmerksamkeit!

Okay, Dich verwirrt mein letztes Statement, und Du verstehst nicht
wie man das Leben als ein "Unglück" auffassen kann.

Nun, gewiss suche ich nach Klärung und Erkenntnis, und ja, das ist
es auch was mich antreibt, mehr als irgendetwas anderes. Deshalb
bin ich aber nicht daran gebunden oder hätte den Wunsch, dran
festzuhalten.
Schau, ich sehe unsere inkarnierte Existenz als eine art "Spielwiese",
innerhalb derer man viele interessante Dinge machen könnte. Sieh das
vielleicht so ähnlich wie ein interessantes Computer-Game: du kannst
dich da hineinbegeben, kannst innerhalb des Spielscenarios vielerlei
Freud und Leid erfahren - und gewiss kannst du auch ganz darin aufgehen
und es zu deinem ein und alles werden und gar nicht mehr davon lassen
wollen - aber es bleibt doch ein virtuelles Ding - die Erfahrungen
im Spielscenario mögen sich bedeutsam anfühlen, sie sind aber doch
nur virtuell, und die Wirklichkeit spielt sich eigentlich woanders ab;
mithin ist das Spiel zu einem Fetisch geworden.

Aber lass mich am Anfang beginnen, dann wird es vielleicht klarer.
Wenn mir irgendetwas heilig ist, dann ist es die Wissenschaft, die
Suche nach Erkenntnis, d.h. der Wunsch, den Wissensschatz der
Menschheit zu vergrößern.
Entsprechend hab ich mich schon gegen ende meiner Schulzeit sehr
darauf gefreut, an eine Uni zu gehen und mich dort endlich zusammen
mit Gleichgesinnten ganz dem neugierigen Erkunden der Welt hinzugeben -
damals war mein Interesse noch ganz naturwissenschaftlich, denn die
Geisteswissenschaft sah ich weitestgehend nur als intellektuelle
Gymnastik ohne erkennbaren Nährwert.

Schon in den ersten Tagen meines Studienversuchs wurde ich dann
eines besseren belehrt - dass man nämlich nur studiert um später
Karriere zu machen und viel Geld zu verdienen; dass es da also
keineswegs um irgendeinen Erkenntnisgewinn geht, sondern nur um das
Erfüllen vorgegebener Pflichten zwecks erreichen eines gesellschaftlichen
Status, der damit zu einem Fetisch wird.
Ich war maßlos enttäuscht, habe mich vom Universitätsbetrieb abgewandt
und begonnen, mich in den Randbereichen der Gesellschaft, bei den
Alternativen und Avantgardisten umzuschauen ob es da Menschen gibt die
sich für Erkenntnis um ihretwillen interessieren und nicht nur um
das persönliche Fortkommen und den durch Erfüllung fremder Normen
erworbenen gesellschaftlichen Status. So bin ich in die Drogenszene
gelangt, und das fand ich viel interessanter und lehrreicher und
lebensnaher.
Vor allem hab ich dann bei der Gelegenheit entdeckt, dass das Bewusstsein
sich verändern läßt - dass es nicht statisch ist, sondern gleichsam
geheimnisvolle Knöpfchen daran sind an denen gedreht werden kann. Und
das fand ich dann ausserordentlich bemerkenswert und bedeutsam - wichtiger
und dramatischer als alles andere im Leben!
Und dann hab ich auch verstanden was es mit den Geisteswissenschaften
auf sich hat - dass sie nämlich unbeholfene und dilettantische Versuche
sind, um die Auswirkungen des veränderbaren Bewusstseins irgendwie zu
erfassen und zu beschreiben, ohne sich dabei eben die Veränderbarkeit
des Bewusstseins einzugestehen!
Von da an war mir das größte Anliegen, eben die Natur des Bewusstseins
zu erkunden. Da musste ich freilich feststellen, dass ich damit in der
Drogenszene falsch war, denn dort ging es vor allem darum, "gute Trips"
zu haben - man sah also das Faszinosum in der Droge (anstatt das
Bewusstsein als Faszinosum zu erkennen), und hat mithin die Droge zu einem
Fetisch gemacht.

Dann hab ich mich über viele Jahre durch allerlei verfügbare Quellen
gewühlt, auf der Suche, ob irgendwer sonst sich mit der Veränderbarkeit
des Bewusstseins beschäftigen täte - und musste feststellen: entweder
niemand weiss etwas davon, oder niemand will es zugeben. Mit ganz
wenigen Ausnahmen - so fand ich etwa in einigen älteren Schriften der
Mystik einzelne versteckte Andeutungen, oder auch in der phantastischen
Literatur der Neuzeit.

Nunja, das ist jetzt 30 Jahre her, und seitdem bin ich auf der Suche
nach Menschen, die sich, ähnlich wie ich, in einem wissenschaftlich
unvoreingenommenen und neugierigen Sinne für die Natur des Bewusstseins
interessieren.
Fündig geworden bin ich dabei nicht, und über die Zeit bin ich es sehr
müde geworden. Denn stattdessen finden sich nur allerlei Gruppen, die
meinen, dass ihr Gott, ihre Religion, ihre Politik oder ihre Ideologie
die Lösung aller Dinge sei, und die einen nur dahingehend belehren oder
gar "heilen" wollen!

Vor allem in der Esoterik und Spiritualität wird fast jeder und jede
einem bestätigen, dass man ganz gewiss auf der Suche nach der Natur des
Bewusstseins sei - aber tatsächlich geht es nicht um neugieriges Forschen,
sundern darum, sich selbst für dumm und unwissend und hilfsbedürftig
darzustellen, um so das Kriechen vor einem Guru oder Gott erlernen zu
können, und dadurch womöglich "geheilt" zu werden (von was eigentlich
geheilt? Vom eigenständigen Denken?).
Solches ist ein Hohn jeden wissenschaftlichen Arbeitsstils!

Mit anderen Worten - die ganze Esoterik und Spiritualität erscheint als
eine Versammlung von Kranken, Verletzten, Orientierungslosen und
Hilfsbedürftigen, die zwar -ähnlich wie ich- keinen rechten Sinn in dem
vordergründigen Streben nach gesellschaftlichem Status sehen (oder auch
dem nicht gewachsen sind), die aber dann auch seiber nicht imstande
wären, eine eigene Alternative zu entwickeln, sondern die stattdessen
hilflos sind und auf der suche nach Erkenntnis durch Belehrung, kurzum,
beherrscht vom Wunsch sich zu unterwerfen. Und dazwischen freilich auch
einige, die solche Unterwerfung wohlwollend annehmen, indem sie sich
selbst zu Gurus erklären.
In der Psychologie nennt man ein solches Konstrukt Co-Dependenz. Wenn man
nun aber bei diesme Unterwerfungs-Spiel nicht in gebotener Utnerwürfigkeit
mitzuspielen bereit ist, dann freilich kriegt man genau das gesagt was Du
ansprichst: dass man moralisch nicht gut genug ist für die Suche nach
Erkenntnis!

Nun könnte ich mir natürlich sagen, lass die Sekten spinnen wie sie
wollen, ich brauche sie ja nicht, ich mach mein eigenes Ding so wie
ich es richtig finde.
Das eigentlich häßliche Problem bei der ganzen Sache ist dann freilich,
dass die Schöpfung (bzw. das Bewusstsein) keinen Nullpunkt hat. Wenn
du ein mathematisches Koordinatenkreuz aufzeichnest, dann hat dieses
einen Nullpunkt (da wo die Schenkel sich kreuzen), und du kannst
jeden Punkt eindeutig beschreiben mit seiner Entfernung zu diesem
Nullpunkt. In der Schöpfung gibt es keinen solchen Nullpunkt, d.h.
man kann sich nicht einfach für sich selber verorten oder
irgendwelche Erfahrungen machen, sondern nur in Beziehung zu etwas
anderem: alles ist relativ, und um irgendeine Erfahrung zu machen,
braucht es die Beziehung zu etwas anderem.
Und damit wird es zu einem Problem, wenn man vom Gegenüber gesagt kriegt,
dass man die Erwartungen nicht erfüllt - denn man braucht ja diesen
Gegenüber erstmal als Beziehungspartner, um überhaupt irgendwelche
Erfahrungen machen zu können!


Nun sagst Du mir, ich möge mich doch an die Bibel halten, mithin also
an die bestehende Beziehung zur Schöpfung, die eins und ein ganzes ist
und an der wir alle teilhaben.
Aber genau das ist ja mein Punkt: wenn ich Beziehung mit dem Schöpfer
pflegen soll, dann bin ich dem doch nirgens ferner als in der
Inkarnation! Dann gibt es dafür doch nichts schöneres als die
leibliche Existenz zu beenden; und somit auch die unselige Trennung
vom Ganzen, die Gefangenschaft in einem physischen Körper und die
mühsame Notwendigkeit, sich ein individuelles Ich zu konstruieren, zu
beenden!
Denn hier, in der materiellen Existenz, besteht die einzige
Möglichkeit, Gott näher zu kommen, im Zelebrieren von Gemeinschaft.
Und wenn das aus moralischen Gründen unerwünscht ist, dann hat, unter
wissenschaftlichen Gesichtspunkten, die ganze Operation keinen Sinn.


Lieben Gruss

Peter

In reply to Peter

Re: Besessenheit?

by wupptich -

Hallo Peter,

von dem Standpunkt aus macht es Sinn, das Leben als Unglück zu betrachten. Dennoch vertrete ich einen anderen Standpunkt, wie ich schon versuchte zu erläutern.

Wenn ich als Bezugspunkt jemanden nehme, der die Ansicht vertritt, dass ich oder wer anders nicht genau das hätte, was er moralisch oder wie auch immer voraussetzt, dann muss er sich die Frage stellen lassen, ob er denn genau diese Voraussetzungen erfüllen kann. Spätestens dann wird sich herausstellen, ob und wieweit er denn diese von ihm geforderten Voraussetzungen selbst erfüllen kann. Und dort wird sich sehr schnell herausstellen, dass es oftmals zu hohlen Wortblasen und allerlei BLaBla kommt.

Wie du schon bemerktest, gibt es in der Esoterikszene (wie auch überall anders) selbsternannte Gurus (oder wie auch immer genannte Helden), die sich selbst und ihre Lehren in den höchsten Tönen loben. Ich denke aber, dass ein gebildeter Mensch, und deinem Beitrag nach gehe ich davon aus, dass du zu denen zuzurechnen bist, erkennen kann, ob und wieweit diese auch nur ansatzweise eine Erkenntnis davon haben, wovon sie reden. Vertraue einfach auf dein Bauchgefühl, dann wirst du sicher den einen oder anderen nicht wirklich für voll nehmen.

Dennoch bin ich weiter der Ansicht, dass die leibliche Hülle und unsere materielle Existenz, an die du dich gefesselt fühlst, alles mögliche sind aber nicht eine Trennung vom Ganzen. Vielmehr ist es für uns die Möglichkeit, Gefühle, Gerüche, Wahrnehmungen und vieles mehr zu erleben, die uns als hüllenlose Energie oder Seele verwehrt bleiben. Auch wenn wir uns vom Ganzen getrennt fühlen, so sind wir doch immer ein Teil des Ganzen. Und im Zelebrieren von Gemeinschaftlichkeit sehe ich vieles, jedoch erkenne ich dort keine Möglichkeit, dem Schöpfer näher zu kommen. Nur weil ich auf ein Konzert gehe, komme ich dem Künstler auch nicht näher, ich habe dort nichteinmal die Muße, der Kunst zu lauschen und sie zu geniessen, da es ein Fest ist, etwas, dass erlebt werden möchte, voller Emotionen, der eigenen und Anderer, die sich zu einem Taumel aus Leidenschaft verbinden. Der Kunst meine gesammte Aufmerksamkeit schenken kann ich doch nur, wenn ich sie still für mich geniesse. Ebenso sehe ich die Beziehung zum Schöpfer, denn nur wenn ich still in Harmonie auf einen Dialog mit ihm zustrebe, werde ich unverfälscht von äußeren Eindrücken diese erleben können, auch wenn es mir selbst noch nicht gelungen ist.

Aber ich denke genau dann werden wir, und ich glaube auch du, den Nullpunkt erreichen, den du anstrebst und an dem die Erkenntnis und das Wissen sich vereinen. Und das ist genau der Zeitpunkt, an dem du eines auf jeden Fall erkennen wirst: Die, die sagen du seist nicht reif genug oder moralisch auf dem falschen Weg, sind genau die, die sich dort in den Büschen verstecken, weil sie das sind, was sie anderen vorhalten: Nichts als Schmutz unterm Fingernagel.

 

Liebe Grüße

HG

 

 

 

In reply to wupptich

Re: Besessenheit?

by Peter -

Lieber HG,

danke für Deine Antwort!

Ein paar Punkte möchte ich gern dazu anmerken.
Du erklärst, man könen als gebildeter Mensch und mithilfe von
Bauchgefühl erkennen womit man es im Einzelfall zu tun hat.
Ich denke, das funktioniert in fast allen Lebenslagen, im Beruf,
im Alltag, in Beziehungen - es funktioniert aber nicht so recht,
wenn man es mit Spiritualität oder Magie zu tun hat. Denn
spirituelle Reife und Kompetenz hat m.E. überhaupt nichts mit
Bildung zu tun. Bildung mag hilfreich sein um spirituelle Erfahrungen
für sich selber zu sortieren - sie mag aber ebensogut auch dabei
im Weg stehen; und ich täte meinen, es geht da viel mehr um
Herzensbildung als um das was in unserer westlichen Kultur als
Bildung verstanden wird. Das Bauchgefühl mag da schon viel bessere
Anhaltspunkte liefern - aber auch das ist nicht unproblematisch,
weil zB etwas, was wir fürchten und ablehnen, sowohl im Aussen
sein kann wie auch in uns selbst - und im zweiten Fall mag eine
Konfrontation damit gerade fruchtbar sein. ;)
Anyway - bevor ich in solchem Terrain einem anderen Menschen
Unlauterkeit unterstelle, werde ich sehr genau mich selbst prüfen.
Und im allgemeinen gestehe ich Menschen von vorneherein zu, das zu
sein was sie behaupten, solange bis ggfs. das Gegenteil sich beweist.

Im Weiteren, wenn Du meinst, dass Du spirituelle Erfahrung am ehesten
still für Dich erlebst, da verstehe ich Dich freilich nicht mehr und
kann das so gar nicht nachvollziehen. Allerdings bist Du nicht der
erste der das erzählt - sondern genau das hab ich schon von sehr
vielen Leuten, und vor allem auch von vielen spirituellen Lehrern
so erklärt bekommen - sehr zu meiner Enttäuschung und Frustration.
Denn ich verbringe schon mein ganzes Leben ganz allein, und ich kann
darin überhaupt keinen spirituellen Vorzug finden, sondern im
Gegenteil, eben das ist es was mich bedrückt und mir die Freude am
Leben nimmt: dass ich hier für nichts gefragt bin, ausser als bloßer
Konsument um irgendetwas zu kaufen und zu verbrauchen - egal ob es
nun Waren sind oder Dienstleistungen oder Kultur - und als abgezähltes
Füllmaterial für ein Staatsgebilde. :(
Und weil ich darunter leide, bin ich also zu Weisen und Gurus
gegangen, die da sagen sie wüssten spirituellen Rat, wie man im Leben
zu Erfüllung und Glück findet. Aber die haben mir eben nur gesagt,
neinnein, ich solle mir nicht Gemeinschaft wünschen, sondern stattdessen
lieber lernen  allein klarzukommen und mich abzugrenzen, und dann allein
dasitzen und viel meditieren, denn das würde zum Glück führen. Aber
Tatsache verbringe ich ja eh fast jeden Tag von morgen bis abend allein,
und bin davon über die Jahre nur immer bedrückter und erstarrter
geworden. Und neuerdings höre ich jetzt sogar die Psychologen ganz offen
eingestanden, dass das normal ist, und dass der Mensch tatsächlich die
Begegnung mit anderen Menschen *braucht* um nicht depressiv zu werden!

Und Du meinst, wenn Du auf ein Konzert gehst, dann ist das keine
Begegnung mit dem Künstler? Also ich gehe NUR auf Konzerte, ich kaufe
keine CDs, denn ich kann mit diesen künstlichen Plastikkonserven
nichts anfangen - gewiss ist ein Konzert nicht so glatt und makellos
wie eine Konserve, die tagelang zurechtgebastelt und geglättet und
poliert wurde, aber dafür ist es echt und wirklich und lebendig und
unmittelbar und gegenwärtig.
Nur leider, bei vielen Konzerten, da passiert ja gar keine Emotion und
Leidenschaft, sondern da bezahlst du deinen Eintritt, und darfst dafür
eine Weile einen Konzertsaal befüllen und dein vorgesehenes Quentchen
Kultur abkonsumieren, bis du am Ende wieder nach hause geschickt wird.

Aber bei den guten Konzertveranstaltungen, da wo Begegnung passiert,
wo man miteinander reden kann und sich austauscht und gemeinsam Freude
hat, wo wirklich ein *Fest* passiert, ja genau da sind Emotionen und
Leidenschaft, und das ist womöglich der einzige Ort überhaupt wo auch
mal Emotionen SEIN DÜRFEN, wo man nicht bloss immer funktionieren
muss - und das ist so wundervoll!!
Von so einem Fest fahre ich dann heim und gefalle mir dabei selber
zehnmal besser als da wo ich hingekommen bin und fühle mich zehn Jahre
jünger und endlich mal frei und unbeschwert und beweglich und gelassen
und offen und spontan und voll Leichtigkeit und Freude! So wie eine
ganz vertrocknete Pflanze die endlich mal ein bischen Wasser bekommen
hat.

Ja, und mit Gott sehe ich das ganz ähnlich - und da Du die Bibel schon
angebracht hast brauche ich mich ja auch nicht scheuen daraus zu
zitieren, und da steht doch auch "Wo zwei oder drei in meinem Namen
versammelt sind...", und eben nicht, "wo einer sich allein in sein
Kämmerchen verkriecht" - und mir erscheint das ganz eindeutig - wenngleich
das schon etwas schwieriger ist, denn wie gelingt es, sich wirklich
im Bewusstsein Gottes zusammenzufinden? Ganz einfach ist das nicht.

Nur eben sind da dann die Gurus und spirituellen Leute dagegen, und
sagen nein, was die Bibel sagt ist ganz falsch, und man muss sich
stattdessen vielmehr voller Mißtrauen abgrenzen und zurückziehen und
allein für sich selbst Stille und Meditation praktizieren. Und aus
eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das überhaupt nicht
funktioniert, sondern man davon nur depressiv wird.

Und ich kann mir das bisher auch nur so erklären, dass ja viele Leute
der Meinung sind, dass es einem  möglichst schlecht gehen soll und man
viel Schmerzen und Leid erfahren soll, weil das besonders gottgefällig
sei - so wie ja die Mitglieder einiger christliche Sekten sich sogar
selber auspeitschen zum Gefallen Gottes. Dass man so also auch sein
Leben sich so einrichten soll, dass es einen besonders depressiv und
unglücklich macht, um damit Gott zu gefallen.
Aber ich denke, wenn das Gott wirklich gefallen täte, dann müsste er
ja ein krankhafter Sadist sein. Und so wie ich Gott erfahren hab, ist
er das nicht - sondern es verhält sich mit den Dingen hier wohl eher
ein Stück weit so wie ASP singt: "wir sind längst im Paradies / haben
die Hölle draus gemacht".


Alles Liebe
Peter

In reply to Peter

Re: Besessenheit?

by wupptich -

Hallo Peter,

 

Leider kam ich erst jetzt dazu, zu antworten.

Sicherlich hast du recht, wenn du Bildung und Spiritualität/Magie voneinander trennst. Während die Bildung ihr richtig und falsch in mess- oder anders nachprüfbaren wissenschaftlichen Normen hält, ist es in der Spiritualität leider nicht so. Kinder sollten, zumindest war es so mal angedacht, einen Schulreifetest machen, um erkennen zu können, ob sie schon reif genug sind. Ich z.B. musste ihn machen, weil ich mit noch 5 eigentlich zu jung für die Einschulung war. Wenn jemand sich magisch oder spirituell beschäftigen möchte, kann ein solcher Test nicht gemacht werden, da es keine allgemeinverbindliche Richtschnur geben kann, zu unterschiedlich ist die Art und die Orientierung in den Traditionen. Jedoch glaube ich, dass uns unsere Gefühle einen Aufschluß darüber geben, wieweit oder eben wie wenig wir für ein solches Vorhaben geeignet oder Talentiert sind. Jedoch ist es kein Hinderungsgrund, sich dort einzubringen, wo man seine Interessen sieht. Lediglich die Zeiten zwischen den Fortschritte werden langwieriger sein als bei Anderen. Was ich aber auf jeden Fall glaube, nein, wo ich mir ganz sicher bin, dass kein Anderer das Recht, die Erfahrung, die Stellung oder auch nur ansatzweise die geistige Reife hat, zu sagen, du bist nicht reif genug für dieses oder jenes. Und wenn mein Gefühl mich auf etwas stößt, dass ich ablehne oder fürchte, sowohl aussen oder innen, dann kann ich doch entscheiden, ob ich mich dem stellen möchte oder nicht. Habe ich Angst vor großer Höhe, werde ich sie meiden. Wenn ich sie nicht mehr meiden kann, weil ich unerwartet in eine solche Situation geraten bin, muss ich wohl oder übel dadurch. Bin ich mir aber bewusst, dass ich in eine solche Situation kommen kann, liegt es an mir, meine Angst zu trainieren, weg zu trainieren! Ich sehe Ängste als einen Sicherungsmechanismus, der unseren Körper oder unsere Seele vor Schaden bewaren soll. Wenn ich die Angst wie einen Sicherheitsgurt oder Airbag betrachte, scheint sie nicht so schlimm, oder ist ein Sicherheitsgurt oder Airbag schlimm? Wer einen Unfall hatte sagt sicher ja, aber eine Lenksäule in der Brust oder eine Windschutzscheibe auf der Stirn ist auch nicht schön. Wenn ich die Wahl habe, wähle ich hier das kleinere Übel. Dennoch ist die Ergründung dessen, wo diese bestimmte Angst oder Abneigung her kommt ein Schritt zu einem besseren Selbstverständnis und damit ein Schritt in die Richtung Selbsterkenntnis.

Warum ich meine spirituellen Erfahrungen vornehmlich und bevorzugt für mich alleine im Stillen erleben mag liegt an meinem Umfeld. Ich bin nicht einsam, nicht alleine. Wenn ich nicht darauf bestehe, diese Zeit der Stille zu haben, dann ist alle 2 Minuten Geschrei, Gestreite, Getrampel und allgemeiner Lärm. Versuche zu meditieren, wenn sich die Tür öffnet und: "Willst du einen Kaffee? Oh, du meditierst, ich bin still und weg!" Etwa 3 Minuten später: "Kannst du mal eben schauen, ist sie nicht süß? Oh, entschuldige! Pssst!" und bevor sich die Tür geschlossen hat: "Was möchtest du denn nachher essen? Was wollen wir im Fernsehen schauen?" Dann neigst du irgendwann zu der Aussage: "Den Krimi mit dem perfekten Mord!" :)

Vielleicht neigen wir dazu, während der besonderen Ausübung der Spiritualität ein anderes als das gewohnte Umfeld zu haben. Jeder scheint auch seine eigenen Bedürfnisse zu haben. Allerdings bin ich auch im Vergleich zu den meissten mir bekannten Anderen eher offen im Bezug auf spirituelle Dinge, mein Umgang damit ist nicht geheim, zurückhaltend oder aufs eigene Kämmerlein bezogen. Aber auch das ist auf die Person bezogen, persönlich denke ich, wenn jemand mit mir nicht klar kommt, mich wegen irgendetwas nicht mag oder denkt, ich sei ein Spinner, weil ich an Geister, Engel, Energie oder Magie glaube, dann kann ich ihnen sicher zeigen, wo der Maurer ein Loch lies, durch das sie aus meinem Leben verschwinden können, wenn sie es wollen. Denn mir ist es egal, ob mich jemand mag oder nicht, umgehen kann ich trotzdem mit ihm.

Du hattest geschrieben, dass du zu Weisen und Gurus gegangen bist, um herauszufinden, wie man im Leben Erfüllung und Glück findet. Soviel kann ich sagen: Dort findest du es nicht! Versuche einmal folgendes:

Nehme dir zwei Blatt Papier, auf eines schreibst du Erfüllung und auf das andere Glück. Jetzt nimmst du dir erst eines oder gleich beide und überlegst, wie sieht für dich ein erfülltes Leben aus und wie definierst du Glück, einfach als Stichworte untereinander. Und wenn du das hast, versuche zu jedem deiner Stichworte etwas zu schreiben, wie du denkst, dass du dieses Stichwort für dich erreichen kannst, was es für dich bedeutet. Ich meine auch nicht, wie andere darüber denken, sondern nur für dich! Wenn du das hast, nimmst du einen dritten Zettel, auf den schreibst du genau so:

JETZT

bin

ICH

dran!

Falte die Zettel als Stapel mit der Erfüllung (ganz oben), dem Glück (mittig) und den dritten ganz unten und lege sie über Nacht in eine Schublade. Am nächsten Morgen öffnest du die Schublade und entfaltest die Zettel, liest zunächst den obersten, dann den in der Mitte und dann ganz unten. Dann krempelst du die Ärmel hoch und machst, was auf den oberen Zetteln stand. Und dann wird dein Leben erfüllter und glücklicher. Wer wenn nicht du soll wissen, was dich glücklich macht? Gurus und Weise sicher nicht, sie wissen, was es bei ihnen ist, nicht was es bei dir ist. So wie es die Stille bei mir ist, ist es bei dir die Umkehrung dessen. Ich fahre Motorrad, um für mich zu sein, andere fahren Bus und Bahn und fühlen sich mehr allein (nicht einsam - allein) als ich mich auf dem Bike. Gut, ich bin nun kein Guru, auch kein Weiser und der einzige Grund, warum ich mich ausgeglichen und glücklich fühle ist wahrscheinlich meine naive, einfältige Dummheit und das Fehlen hochedler Ziele. Aber, das gilt zumindest für mich, ich habe festgestellt, dass es einen Menschen gibt, um dessen Wohl ich mich nach besten Möglichkeiten kümmern muss: MICH !!! Und ich habe festgestellt, wann ich damit beginnen muss: JETZT !!! Seit ich das begriffen habe, hat sich viel verändert, Scheidung, neue Frau, neue Baustelle, neuer Arbeitsplatz; und täglicher Trott und Langeweile ist einem gewichen: Der Lust am Leben, der Freude an allem und innerer Zufriedenheit! Und wenn du auf den dritten Zettel schaust, dann siehst du genau das: ICH und JETZT! Das ist zumindest für mich der zentrale Punkt zum Glücklichwerden, ihn zu versuchen kann nicht schaden.

Ich gehe übrigens auch sehr gerne auf Konzerte, ich liebe es zu feiern, die Energie der Menschen zu fühlen. Aber die Kunst des gemischten (um bei der Musik zu bleiben) und der Gleichklang des Bandes oder der CD fährt mich herunter vom Trubel des Lebens. Es ist für mich ein Ausgleich, meine persönliche Chill-out-Zone.

Und wenn die Gurus oder spirituellen Leute sagten, du sollst alleine meditieren und Gemeinschaft meiden, liegt es daran, dass sie unter dem wohl verbreitesten Leiden von allen leiden: Zuhörschwäche!

Bei dem, was ich bisher von dir gelesen habe, kann der Rat nur lauten: Gehe hinaus, suche dir Meditationsgruppen, gehe zu Sathya Sai Abenden, in die VHS zu Reiki oder anderen spirituellen Veranstaltungen, mische dich unter die Menge und lebe ersteinmal. Verschiebe die Suche nach Erleuchtung bis zu dem Tag, an dem dich morgens dein Spiegelbild von ganz alleine anlächelt, ohne das du es bewusst wolltest. Denn nur dann, an diesem Tag, kann dein Weg zur Erleuchtung beschritten werden. Das denke ich zumindest. Und ich kann dir versichern: Wir leben im Paradies, wir müssen nur die Augen öffnen und dann werden wir es erkennen!

 

Ganz liebe Grüße

HG