Hallo Ihr!
Dem Tip von Runael folgend, öffne ich einen eigenen Thread zu diesem Thema, nachdem es in meinem Vorstellungsthread schon kurz besprochen wurde-
Vorweg: mir ist klar, dass dieser Begriff "Besessenheit" oft Assoziationen in der Richtung auslöst, dass das etwas ganz schlimmes ist was man "austreiben" muss. Zumindest im christlichen Kontext kann das so sein.
Das ist aber nicht das was mich dabei vorrangig interessiert - ich weiss nur grad kein besseres Wort als eben Besessenheit.
Ein anderes möchte ich auch noch ausklammern: ich spreche hier nicht von Obessionen, Suchtverhalten, unkontrollierten Emotionen und dergleichen (was zumindest im landläufigen Sprachgebrauch auch gelegentlich als Besessenheit bezeichnet werden mag).
Im Vorstellungsthread hab ich schon geschrieben, dass mir irgendwann die Idee gekommen ist, dass Besessenheit und Invokation eigentlich dasselbe sein müsste.
Invokation ist wohl eine Technik, die in der Magie, und auch speziell in der westlichen Tradition, offenbar bekannt ist; von daher könnte ich mir vorstellen dass es hier die eine oder den anderen gibt wo etwas darüber weiss.
Von Besessenheit wiederum spricht man - jetzt ausserhalb des christlichen Kontext - zB bei den magischen Praktiken mancher anderer Kulturen (zB im Voodoo, wo es -ganz wörtlich- heisst dass das Loa den Priester "reitet").
Soweit der theoretische Teil. Da könnte man sich dann -als Ethnologie oder als Bewusstseinsforscher- Gedanken darüber machen, was das für Phänomene sind, welchen Sinn sie für die Praktizierenden haben, usw.
Nun zum persönlichen Teil, warum mich die Thematik interessiert. Das ist schwieriger zu formulieren...
(Was ich vielleicht auch noch dazusagen sollte: dass ich mich nie an irgendwelchen derartigen Dingen wie Invokationen oder Evokationen versucht hab - ich wüsste schlicht nicht wozu: ich hab genug damit zu tun meinen Job zu machen, mein Leben auf die Reihe zu kriegen und mit den alltäglichen Problemen zurechtzukommen.)
Ich hab es in den letzten Jahren mehrfach erlebt, dass mein Bewusstsein "umschaltet". Dieses "Umschalten" passiert nicht plötzlich, sondern eher auf subtile Weise - ich tue es nicht willentlich; es scheint mglw. durch bestimmte Anlässe ausgelöst zu werden (die dann jedoch recht persönlich sind und mE nicht in die Öffentlichkeit gehören).
Das Ergebnis dieses "Umschaltens" ist dann ein völlig verändertes Selbstverständnis, eine veränderte Identität. Eine Identität, die -gefühlt- mehrere tausend Jahre alt ist - die ein umfassendes Wissen über Wesen und Sinn der Schöpfung hat - die die kleinen Sorgen und Nöte der Sterblichen mit einer art von Verständnislosigkeit betrachtet; nicht gleichgültig, sondern mit der Gelassenheit von jemand der den Aufstieg und Fall von Zivilisationen miterlebt hat - die vollkommen souverän und ihrer selbst sicher ist - und ganz auf die Bedeutsamkeiten der Gegenwart gerichtet, ohne irgendwie Pläne zu machen oder sich um das morgen zu kümmern.
Nun ist es nicht so, dass ich damit irgendein Problem hätte - im Gegenteil, ich finde das sehr bereichernd, kraftvoll, intensiv und anregend.
Eine Schwierigkeit entsteht mir erst, wenn ich mir die Frage stelle: "Wer bin ich?".Denn mein Identitätsverständnis (das was ich als "ich" bezeichne) wird durch dieses "Umschalten" nicht unterbrochen oder ausgeblendet - aber das was "ich" dann bin, ist nicht wirklich menschlich.
Und ich bezweifle, dass ein Psychologe mir dazu etwas sinnvolles sagen könnte - der stellt höchstens eine "psychische Störung" fest und weiss dann Tabletten um das wegzumachen. (Das ist wohl das Leidwesen heutigen Bewusstseinsverständnisses: dass Veränderungen des Bewusstseins lediglich als "Störungen" verstanden werden die "behandelt" werden müssen - und nicht als Phänomene, die einfach deshalb interessant sind weil sie auftreten.)
lieben Gruss
P.