Herkules-Betrachtung des nemäischen Löwen

Herkules-Betrachtung des nemäischen Löwen

von Hilla -
Anzahl Antworten: 5

Auf Grund der Anregung von Tazem, für jede Prüfung einen Thread zu eröffnen, fange ich jetzt damit an.

Der nemäische Löwe

Der Löwe stellt sich in dieser Prüfung, als eine gefährliche wütende Bestie dar, mit einer unverwundbaren Haut.

Betrachte ich die Bezwingung des Löwen durch Herkules, so erscheint einmal die Tarotkarte "Die Stärke" und zum anderen das Sternzeichen der Löwe, gefolgt von dem Zeichen der Jungfrau vor meinem inneren Auge auf. Bei der Karte "Die Stärke" wird der Löwe durch die innere Kraft der Jungfrau bezwungen,  Bei den Sternzeichen folgt die Jungrau auf den Löwen und fährt ihre Ernte ein. Die Ernte könnte in diesem Fall auf der Beherrschung der vier Elemente bestehen.

Was hat Herkules aus der Aufgabe gelernt?

Nun, durch seine innere Stärke, verbunden mit dem Willen, es zu schaffen, gelang es ihm, den Löwen zu bezwingen. Der Löwe stellt in diesem Zusammenhang symbolisch, das schwer zu bezwingende Tier im Menschen dar, dass mit Wut und Gier viel Schaden anrichten kann. Herkules hat nachgedacht und ist durch seine ersten Fehlschlägen zu einer neuen Erkenntnis gekommen.

Was können wir daraus lernen?

In jedem Menschen lebt eine Bestie, wenn sie ausser Kontrolle gerät, kann sie grossen Schaden anrichten.

Oft lesen wir von Familienvätern, die als unaufällig und oft auch liebvoll bezeichnet wurden, und in Krisensituationen plötzlich ausrasten. Dabei bringen sie imTierbewusstsein Frau und Kinder um.

Genauso wie Herkules können wir diese Bestie in uns durch Stärke, Erfahrung und ausgebildeten Willen in Schach halten, und symbolisch dann die betreffende unverwundbare Haut tragen.

Jetzt fällt mie gerade noch ein sehr einprägsamer Satz ein, den ich vor kurzem hörte:

In jedem Held wohnt eine Bestie

 



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Re: Herkules-Betrachtung des nemäischen Löwen

von Andrea Shelor ** R6, QM6 H4 QN4 -
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Sei gegrüßt, Hilla,

es freut mich, daß Du dieses Thema aufgegriffen hast! 
Lieder bin ich nicht eher dazu gekommen, etwas dazu zu schreiben, aber heute konnte ich mir etwas Zeit freischaufeln! :o)

Du schreibst, 
< Bei der Karte "Die Stärke" wird der Löwe durch die innere Kraft der Jungfrau bezwungen, >

Ich denke, die Karte paßt hier ganz gut, ja, so seh ich das im Grunde auch: sie kontrolliert den Löwen, d.h. die Kraft des Löwen kann jetzt kontrolliert und gezielt eingesetzt werden. Oft steht ja auch die Jungfrau (oder Prinzessin) für unser höheres Selbst, während gefährliche Tiere (oder manchmal auch "Monster") oft für unsere niederen Kräfte stehen: wobei das nicht die "bösen" Kräfte sind, sondern die oft noch "ungezähmten", also unkontrollierten Kräfte. (Die dann leider machmal "böse" Folgen haben, aber nur weil sie nicht aktiv kontrolliert  werden, so wie der wild umherstreifende Löwe. Man beachte, Herkules mußte ihn erstmal finden!)

Du schreibst,
< In jedem Menschen lebt eine Bestie, wenn sie ausser Kontrolle gerät, kann sie grossen Schaden anrichten. >

Das klingt ein bißchen, als ob Du das niedere Selbst des Menschen, also die emotionale Seele, grundsätzlich als Bestie betrachtest, und nicht erst dann, wenn sie (aus welchem Grund auch immer) außer Kontrolle gerät. In der von Dir erwähnten Tarotkarte ist der Löwe ja eigentlich keine Bestie, oder? Er sieht zwar kraftvoll, aber recht zivil und gelassen aus und zeigt keine Anzeichen von Wut oder Unkontrolliertheit. Er zeigt auch kein Anzeichen von Schwäche oder Angst, und schon gar kein Zeichen von Abwehr oder Illoyalität gegenüber der Jungfrau.

< Oft lesen wir von Familienvätern, die als unaufällig und oft auch liebvoll bezeichnet wurden, und in Krisensituationen plötzlich ausrasten. Dabei bringen sie imTierbewusstsein Frau und Kinder um. >

Das ist total erstaunlich, nicht wahr? Okkult betrachtet müßte man sagen, sie setzen ihre Kraft auf unausgeglichene Weise ein, was zu einem Ungleichgewicht führt. Dort wo sie streng sein sollten, sind sie zu nachgiebig, und wo sie liebevoll sein sollten, sind sie überstreng, und wenn sich dies eine Weile etabliert hat, führt das entstehende Ungleichgewicht zum Ausbruch von Gewalt (darüber liest man dann in der Zeitung) oder auch zu Depressionen etc. (darüber liest man nicht ganz so häufig).

Ausgeglichene Menschen haben es geschafft, dieses Ungleichgewicht möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen oder wenn, es auf sanfte und dosierte Weise auszugleichen, so daß niemandem geschadet wird (auch ihnen selbst nicht! ganz wichtig!).

Der Mysterienschüler geht noch weiter und perfektioniert diese Kunst, indem er seinen Charakter und seine Ethik verfeinert und seine Kräfte in den Dienst des Lichtes stellt.

Bleibt noch das undurchdringliche Fell des Löwen zu erklären... hm. Im Grunde ist das niedere Selbst ja in uns selber, nicht wahr? Also wie könnte man die eigene Unausgeglichenheit im Außen bekämpfen?

LG
Andrea

Als Antwort auf Andrea Shelor ** R6, QM6 H4 QN4

Re: Herkules-Betrachtung des nemäischen Löwen

von Hilla -

Hallo Andrea

Die Unverbundbarkeit des Löwen existiert nur so lange, wie Herkules ihn als einen aussenstehenden Widerstand ansieht. In dem Augenblick, in er dem die Distanz zu dem Löwen (Pfeile, Keule) überwindet, und eins mit seiner Aufgabe wird, fällt die Unverwundbarkeit des Löwen.

Wie kommst du jetzt auf Unausgeglichenheit, nach meiner Sichtweise geht es doch um Selbsterkenntnis.

" In jedem Held wohnt eine Bestie"  ... bei dem Wort Bestie habe ich zuerst auch gezögert, doch bezieht es sich wohl auf einen bestimmten Teil unseres Stammgehirnes, in dem die Bestie ruht. Diese Teil wir nur in Ausnahmesituationen aktiviert, im Krieg oder in menschlichen Beziehungsdramen.

Im Alptraum des Vietnamkrieges wachte die Bestie auf, ein schreckliches Beispiel, als sie schwangernden Frauen die Kinder aus dem Leib schnitt. Nach dem Vietnamkrieg haben mehr amerikanische Soldaten Selbstmord begangen, als im Krieg gefallen waren. Sie konnten im Normalzustand nicht mit den Erinnerungen leben, und mit ihren Taten.

Durch Selbsterkenntnis, Charakterschulung und Erhöhung unseres Bewusstseins, können mit unserem tierischen Bewusstsein besser umgehen.

L.G.  Hilla

Als Antwort auf Hilla

Re: Herkules-Betrachtung des nemäischen Löwen

von Andrea Shelor ** R6, QM6 H4 QN4 -
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Sei gegrüßt, Hilla!

<  Die Unverbundbarkeit des Löwen existiert nur so lange, wie Herkules ihn als einen aussenstehenden Widerstand ansieht. >

ja! So meinte ich das auch, was ich oben geschrieben habe.

< Wie kommst du jetzt auf Unausgeglichenheit, nach meiner Sichtweise geht es doch um Selbsterkenntnis. >

Findest Du, daß sich beides ausschließt?

LG
Andrea

 

Als Antwort auf Hilla

Re: Herkules-Betrachtung des nemäischen Löwen

von Mathetes414 M (R4) -

"In jedem Held wohnt eine Bestie" ... bei dem Wort Bestie habe ich zuerst auch gezögert, doch bezieht es sich wohl auf einen bestimmten Teil unseres Stammgehirnes, in dem die Bestie ruht. Diese Teil wir nur in Ausnahmesituationen aktiviert, im Krieg oder in menschlichen Beziehungsdramen.

Im Alptraum des Vietnamkrieges wachte die Bestie auf, ein schreckliches Beispiel, als sie schwangernden Frauen die Kinder aus dem Leib schnitt. Nach dem Vietnamkrieg haben mehr amerikanische Soldaten Selbstmord begangen, als im Krieg gefallen waren. Sie konnten im Normalzustand nicht mit den Erinnerungen leben, und mit ihren Taten.

Für die Menschen der Antike muss der Löwe in der Tat eine Bestie gewesen sein - ein wildes, furchterregendes Tier. Unter der Fauna des Nahen Ostens und zum Beginn der Antike wohl auch noch des östlichen Teils des europäischen mediterranen Raumes war der Löwe eines der wenigen Tiere die dem Menschen wirklich gefährlich werden konnten. Löwen waren Inbegriff von Gefahr, von zerstörerischer, urtümlicher Kraft.

Dennoch darf man den Löwen, denke ich, nicht als Symbol für das sehen, was Menschen dazu bringt solch gräuliche Taten zu begehen, wie dies in Vietnamkrieg und anderen Kriegen geschah oder wie dies in einigen Beziehungsdramen geschieht.

Ein Löwe stellt ob seiner Natur eine Gefahr dar, aber er tötet nicht aus Grausamkeit oder ohne einen Zweck. Und genauso glaube ich, liegt nicht in uns eine solche Bestie im Schlaf deren Natur es ist solche Gräuel zu begehen. Es gibt, da bin ich mir sicher, kein genetisches oder neuronales "Programm" dass zu derartigen Übel führt - vielmehr ist es doch wohl so, dass jene Menschen, die solche Dinge tun in Situationen sind, die eben ganz und garnicht der menschlichen Natur entsprechen, Situationen in denen wir dann völlig orientierungslos sind und für die wir nie vorbereitet wurden: Weder in unserer individuellen Geschichte noch Stammesgeschichtlich.

Situationen wie der Vietnamkrieg, in denen Feuer nicht nur sprichwörtlich vom Himmel regnet sondern ganz fassbar, in denen die Welt auf dem Kopf steht und aus den Fugen gerät und gänzlich aus dem Gleichgewicht kommt, sind doch, so denke ich, Ergebnis menschlicher Zivilisation und des Einsatzes unserer intellektuellen Fähigkeiten ohne einen Gedanken an die Verantwortung zu verschwenden, die mit dieser einhergeht. Sie sind nicht Produkt unseres tierischen Selbst, sondern unser höheren Denkfunktionen. Solche Situationen zerstören das Gleichgewicht und die Funktion unseres tierischen Selbst ebensowie die des mentalen Selbstes. Das hat Herakles auch schon hinter sich, schließlich hat er ja Frau und Kinder im Wahn erschlagen.

Der Löwe steht da doch für eine ganz andere, vorzivilisatorische Urgewalt und entgegen der planmäßig und überlegt  auf das Zeil der Vernichtung ausgerichteten Zerstörungskraft des (modernen) Kriegs eine Kraft die auch immer von dem Menschen als eine Kraft erkannt wurde, die man respektieren kann und muss, die nicht nur zerstörerische Aspekte hat, sondern auch immer schützende und sogar kreative Aspekte beinhaltet. Sie ist eingebettet in Sinnzusammenhänge und grade nicht der Bruch derselben, der uns in sinnlosen, irrsinnigen, wahnsinnigen Situationen widerfährt.

Ich denke auch, dass ansonsten garnicht das Zueigenmachen der dem Löwen eigenen Kraft und seiner sonstigen Attribute durch Herakles möglich wäre. Er bezwingt und kontrolliert ja nicht allein den Löwen:

Im bezwingen des Löwens zeigt er, dass er an Kraft dem Löwen gleich, wenn nicht sogar überlegen ist. Auch im Tragen des Löwenfells wird klar, das Herakles sich die Eigenschaften des Tiers zueigen gemacht hat. Und letztlich verbietet Eurystheus Herakles den Zugang zu seiner Stadt, denn er fürchtet nun Herakles, so wie er zuvor den Löwen gefürchtet hat.

Herakles ist gradezu selbst Löwe geworden und als solch eine Urgewalt auch für andere zu erkennen. Natürlich heißt das nicht, dass sich Herakles nun in sinnloser Zerstörungswut und Grausamkeit verliert. Das ist aber eben, wie ich oben dargelegt habe, ja auch garnicht die Natur des Löwen, denke ich.

Herauszufinden, dass sein inneres Tier eben nicht das war, was zum Vorschein kam als er seine Familie erschlug, dass der Löwe nicht darauf lauert sinnlose Grausamkeit und Zerstörung über die Welt zu bringen, sondern eine Kraft ist, die in den Sinnzusammenhang des Kosmos eingebettet ist und sein muss ist denke ich elementarer Teil dieser Prüfung des Herakles.

LVX!

Mathetes414