Transferthread: Herakles-Herkules (Einleitung und Jugendjahre)

Transferthread: Herakles-Herkules (Einleitung und Jugendjahre)

by trashidrolma M (R4) -
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Apollonia schrieb am 05.03.2007 um 15:09:


(griech. „Ruhm der Hera”, lat. Hercules, dt. Herkules)

Eine der wohl bekanntesten Sagengestalten der griechischen Antike ist Herkules. Auch wenn die Meisten wohl nur seine berühmten zwölf Arbeiten kennen, kann es interessant sein, einen kurzen Blick auf den Werdegang des jungen Herkules zu werfen, um zu verstehen, wie es überhaupt dazu kam, dass er diese Arbeiten tun musste. Ja, musste - denn Herkules war vorher, alles andere als ausgeglichen und hatte sich und seine Emotionen nicht unbedingt unter Kontrolle. Das lernte er erst später, zum Teil durch bittere Erfahrung und Reue seiner Taten, zum anderen Teil durch die Herausforderungen, die ihm Hera stellte.

Sohn der Alkmene (Tochter des Königs von Mykene) und des Göttervaters Zeus (Himmels- und Wettergott, Orakelgott und Hochgott). Es heißt, Zeus habe sich der Alkmene in der Gestalt Ihres Ehemannes Amphitryon (Nachfahre des Perseus, Thronerben von Mykene) genähert und die vermeintliche „Begrüßungsnacht“ auf das dreifache verlängert. Amphitryon der auf Kriegszug war, und Tags darauf eintraf, wunderte sich, dass die „Begrüßung“ schon stattgefunden habe und bat den Seher Teiresias um Auskunft und bemühte sich dann seinerseits, seine Gattin zu „begrüßen“. Nach neuen Monaten gebar Alkmene zwei Söhne: Herkules, Sohn des Zeus, und Iphikles, Sohn des Amphitryon. Zur Geburt der beiden verkündete Zeus, es solle der männliche Nachkomme des Perseus den Thron erben, der zuerst geboren werde.

Hera* (griech. „Herrin”, „die Starke”, Göttin der Ehe und der Geburt), Ehefrau des Zeus*, war nicht erfreut über den (wiederholten) Seitensprung. Sie verfolgte Herkules und machte ihm, wie wir heute sagen würden, bei jeder Gelegenheit das Leben schwer. Sthenelus, ein Verwandter des Amphitryon und ebenfalls Nachkomme des Perseus erwartete mit seiner Frau zu jener Zeit auch Nachwuchs. Hera verzögerte die Geburt des Herkules und ließ Eurystheus als „Frühchen“ mit sieben Monaten zuerst zur Welt kommen und zum Thronerben werden. Herkules erblickte als zweiter, einen Tag vor seinem Bruder Iphikles, das Licht der Welt. So verhinderte Hera, dass Herkules den Thron bestieg.

Damit nicht genug sandte Hera Herkules in die Wiege zwei Riesenschlangen, um ihn zu töten. Er ergriff jede mit einer Hand und erwürgte sie. Von Jugend an, soll Herkules sehr kräftig aber auch sehr jähzornig gewesen sein. Er soll von den vielen Großen seiner Zeit in den verschiedenen Künsten (Pfeil und Bogen, Ringen, Nutzung des Wagens, Fechten, Sternenkunde, Wissenschaften, u.v.m.) unterwiesen worden sein, u.a. vom Kentaur Chiron und von Linus, der ihm das Spiel der Cyther (Musikinstrument) beibringen sollte. Das gefiel Herkules nicht, weshalb sich Linus einmal genötigt sah, ihn zu schlagen. Herkules warf ihm daraufhin die Cyther an den Kopf, wodurch Linus starb. Das brachte ihn vor das Gericht des Radamanthys, wo er sich durch überzeugende Verteidigung den Freispruch erwarb. Amphitryon schickte Herkules danach bis zu seinem 18. als Hirte aufs Land.
Dort, in der Einöde sollen ihm zwei Frauen begegnet sein, die ihn aufforderten eine Wahl zu treffen, welchen Weg er in seinem Leben gehen wolle. Die eine war die Tugend, die andere die Wollust. Herkules wählte die Tugend.

Zur Frau bekam er Megara, die Tochter von Kreon, König von Theben. Mit ihr hatte er drei Söhne: Deikoon, Kreontias und Therimachus. Er bekam von Hermes* ein Schwert, von Apollo* Pfeile, von Hephaistos* einen goldenen Panzer und von Athene* eine kurze Jacke. Bevorzugt hat er dennoch stets als Waffe einen kräftigen Knüppel.

Hera verfolgte ihn weiter und machte ihn irrsinnig, und so verbrannte er im Irrsinn seine Söhne und seinen Bruder. Seine Frau Megara überlebte und blieb in Theben.
Es heißt, dass er danach ein Orakel aufsuchte, um zu erfragen, wie er seine Schuld abtragen könne. Herkules soll von Zeus aufgetragen worden sein, seinem Lehnsherren Eurystheus zur Buße zwölf Jahre zu dienen und zehn Arbeiten für ihn zu verrichten (Es wurden zwölf, da zwei Arbeiten nicht anerkannt wurden).

*
Zeus, röm. Jupiter
Hera, röm. Juno
Hermes: Götterbote, Gott der Diebe, Kaufleute, Händler und Reisenden, röm. Merkur
Apollo: Sonnengott, Gott der Orakel, der Musik und der Musen, röm. Apollo
Hephaistos: Schmiedegott, Gott der Vulkane und somit Gott des Feuers (Handwerk der Männer), röm. Vulkan
Athene: Kriegsgöttin, Göttin der Weisheit und Webkunst (Handwerk der Frauen), röm. Minerva

Tazem schrieb am 05.03.2007 um 19:34:


Vielen Dank für die Zusammenfassung zu Herkules!
Das ist wirklich interessant.
Habe selbst gerade ein Buch zur griechischen Mythologie gekauft, aber ich muss gestehen, ich habe noch nicht angefangen zu lesen.

Warum heißt Herkules 'Ruhm der Hera'; wenn Hera doch eher wütend auf ihn war?
Stand das zufällig auch irgendwo dabei.....

Apollonia schrieb am 05.03.2007 um 21:10:


...weil er sich, durch Sie, vor Herausforderungen gestellt sah, durch deren Überwindung er über sich hinauswachsen konnte. Sie war für seine (spirituelle) Entwicklung entscheidend.

Psychologisch interessant ist hier: Hera, als Archetyp, ist eigentlich wütend auf Zeus, kann aber ihre Wut nicht an ihm auslassen. Sie konzentriert ihre Wut sozusagen auf die "Frucht" seines Verhaltens.

Ich vergaß zu erwähnen, dass Korrekturen, Zusätzliches und Diskussion erwünscht ist.

Tesa schrieb am 11.03.2007 um 09:18:


gerade erst gesehen.....

TOLLER Text und erinnert mich spontan an einen Traum aus dem Jahre 1999, einer von den Träumen, die so unglaublich real sind!

Anfangs völlige Schwärze.
Ein kleines Spotlight geht über mir an.
Ich schaue an mir herunter und sehe ganz erstaunt, dass ich so eine Art Griechen-Kutte an habe, Du weißt schon...das Miniröckchen (Toga) und an den Füssen hatte ich Sandalen mit gekreuzten Riemen.
Ein Stimme sagte laut und deutlich zu mir: „Strecke deine Hände aus.“
Gesagt - getan harrte ich gespannt der Dinge, die da kommen sollten.
Mit Entsetzen sah ich.....dass von oben
querliegend
ein Schwert auf mich zukam.
Nur dieses Ding stand nicht nur in Flammen....
es war rotglühend!!!
Und ich habe panische Angst vor Feuer!
Dieses Dings schwebte nun langsam an meinem Gesicht vorbei.....ich konnte die Hitze auf der Haut spüren.
Ich wusste nur instinktiv eines: Du DARFST auf keinen Fall deine Hände wegziehen.
Also riss ich meinen ganzen Mut zusammen, holte tief Luft und machte nur noch die Augen zu.
Wenig später fiel etwas in meine Hand....
und dieses Etwas war EISKALT.
Ich machte die Augen auf und hatte
ein wunderschönes Schwert in der Hand,
eine elegante Waffe, Damaszenerstahl, leicht und wenig, blauschimmernd.
In dem Moment ging das Licht an
und ich konnte sehen, dass ich mich in einer Art Konzertsaal, Manege oder ähnlichem befand.
Da applaudierten auf einmal ein Haufen Leute, nur die Stühle waren alle leer.

Und ich behaupte auch heute noch: Dieses Schwert
ist EXCALIBUR, das Echte!

Tja, ja ... wenn man sich mit dem Erzengel Michael beschäftigt, kann es haarig werden. Selbst schuld!

So, diesen Traum habe ich nur ganz wenigen Leuten erzählt... und keiner hat das verstanden.

Tazem schrieb am 12.03.2007 um 10:23:


vielleicht wäre es interessant mal die 12 Aufgaben von Herkules genauer zu betrachten?

Was hat er aus den Aufgaben gelernt?
- und was können wir daraus lernen?

Apollonia schrieb am 12.03.2007 um 18:15:


ist in Arbeit.

Was er gelernt hat, und was wir daraus lernen können, wenn wir wollen, werden wir dann sehen, bzw. uns gemeinsam erarbeiten können.

Tazem schrieb am 12.03.2007 um 19:07:


Supa
Freue mich schon!

darkmoon schrieb am 20.02.2008 um 17:22:


ich möchte dir auf keinen Fall vorgreifen, aber ich habe mich selbst in letzter Zeit mit den griechischen Mysterien befasst und einiges herausgefunden. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich die zwölf Aufgaben des Herakles mit eigenen Erkenntnissen hier reinstelle. Es ist spannend, den langen und schwierigen Einweihungsweg des Herakles zu überarbeiten, aber mir kamen dabei interessante Erkenntnisse, die ich unbedingt mit den Forumsmitgliedern teilen und diskutieren möchte.

Der nemäische Löwe
Im Tal von Nemea wütete ein unverwundbarer Löwe. Herakles versuchte zuerst, ihn mit Pfeil und Bogen zu töten, jedoch prallten die Pfeile wirkungslos ab. Danach nutzte er seine ihm vertraute Waffe, die Keule, doch auch diese Waffe richtete keinen Schaden an. Schließlich erwürgte er den Löwen mit seinen bloßen Händen. Aus dessen Fell fertigte er sich einen Umhang, der ihn gegenüber Pfeilen unverwundbar machte. Der Löwe wurde zum Sternbild der uns vertrauten Astrologie.
Eigene Erkenntnis: Der Löwe, welcher unverwundbar erscheint, wird von Herakles durch verschiedene Waffen attackiert, die jedoch wirkungslos bleiben. Er verwendet seine wohl vertraute Waffe, die Keule, doch er kann den Löwen - das Prinzip des scheinbar unüberwindbaren - nur mit seiner eigenen Körperstärke bezwingen. In der Magie ist es ja auch der Fall, die Werkzeuge, die wir verwenden, sind bloße Verlängerungen unserer Finger und Arme bzw. unseres geistigen Willens oder sollten es sein. Die ureigene geistige Stärke ist unsere schärfste Waffe gegen all das, was für uns unüberwindbar scheint.

Die Hydra
Als zweite Aufgabe wurde dem Herakles gestellt, die Hydra zu töten. Dieses neunköpfige Ungeheuer hauste im argolischen See von Lerna und vernichtete alles mit ihrem giftigen
Odem. Herakles gelang es zwar, ihr mehrere Häupter abzutrennen, doch für jeden abgeschlagenen wuchsen zwei neue Köpfe nach. Erst, als sein Gefährte Iolaos die frischen Wunden mit einem brennenden Holz ausbrannte, war es geschafft. Da kam ein überdimensionaler Krebs der Hydra im Kampf zu Hilfe. Herakles musste zuerst ihn erschlagen, dann schlug er der Hydra das letzte, unsterbliche Haupt ab und vergrub es. Seine Pfeile vergiftete er mit dem Blut der Hydra. Die Schlange und der Krebs stehen, genau wie der Löwe am Himmel als Sternbilder.
Eigene Erkenntnis: Die Schlange, als traditionelles Symbol der List und Tücke, wurde Herakles fast zum Verhängnis, wäre ihm nicht sein treuer Gefährte beigestanden. In allen Heldengeschichten findet sich ein solcher Gefährte, der den Helden unterstützt und ohne den er nie zum Zuge kommen würde. Wahre Freunde sind in der Not ein wahrer Segen und dies war auch bei Herakles der Fall. Er hätte wohl noch Äonen lang gegen seinen nicht erkannten Gegner gekämpft, wäre ihm nicht Iolaos beigestanden und hätte dem Helden die Augen geöffnet. Im Leben ist es oft so, dass erst die besten Freunde einem die Augen öffnen und dann trifft dich der Schlag und du erkennst, wer dir da eigentlich gegenüber steht: Dein Schatten, deine eigene Unkenntnis oder Ungläubigkeit der Wahrheit gegenüber. Der Krebs, der der Hydra/Tücke zur Seite stand, ist meines Wissens nach ein Symbol der Verborgenheit, wenigstens in diesem Mythos. Krebse verstecken sich gerne im Sand - tritt man auf sie, zwicken sie ziemlich kräftig. So ist es auch hier, erst musste Herkules den verborgenen Feind töten, bevor er der Hydra den Lebensatem auspusten konnte. Aus dieser Tat gewann er das Blut des Ungeheuers, welches ihm neue Kraft gab und das Wissen, seinen Feind besiegt zu haben. Auch wir sehen uns oft im Leben von einer neunköpfigen Hydra umzingelt, nämlich dann, wenn von allen Seiten gleichzeitig angegriffen wird und wir weder den Sinn, noch ein nahendes Ende unserer ausweglosen Situation erkennen können.

Die Hirschkuh von Keryneia
Seine dritte Aufgabe musste Herakles in Arkadien vollbringen, wo er eine der Artemis geweihte Hirschkuh einfangen sollte. Nachdem er sie ein Jahr lang gejagt hatte, gelang es ihm, sie zu erwischen und mit einem Pfeil zu verwunden. Als er sie nach Mykene brachte, stellte sich ihm die Göttin Artemisin den Weg, um ihn für seinen Frevel an ihrem heiligen Tier zur Rede zu stellen. Herakles konnte sie jedoch besänftigen und redete sich aus der Sache, indem wer Eurystheus die Schuld in die Schuhe schob.
Eigene Erkenntnis: Eine merkwürdige Aufgabe, finde ich, denn einfach so eine heilige Hirschkuh zu jagen und dann sich aus der Affäre zu ziehen. Ich erkenne den Sinn dieser Aufgabe nicht so klar, wie bei den anderen Aufgaben, aber vielleicht kann das jemand anders. Vielleicht musste Herakles auch hier feststellen, dass auch er – von göttlicher Geburt – nicht allwissend war. Artemis ist eine Göttin der Jagd, des Mondes und der Weiblichkeit. Es könnte durchaus sein, dass Herakles sich hier mit den weiblichen Mysterien konfrontiert sah und nicht weiter wusste. Wäre ihm eine weibliche Heldenfigur zur Seite gestanden, hätte er aus dieser Aufgabe unter Umständen Rückschlüsse auf sein Selbst ziehen können. Er war ja auch von Geburt an von weiblicher Tücke verfolgt siehe Hera und war sich unsicher, was die Mysterien der Göttin anbetraf.

Der Eber von Erymanthos
Die vierte Aufgabe führte den Helden abermals nach Arkadien, zum Berg Erymanthos. Dort hauste ein wilder Eber, den Herakles lebend zum König Eurystheus führen sollte. Herakles konnte den Keiler durch den tiefen Schnee treiben und das von der Hetzerei ermattete Tier mit einem Netz fangen. Als er ihn in den Palast von Eurystheus brachte, flüchtete sich der König aus Panik in ein Fass.
Eigene Erkenntnis: Spontan musste ich schmunzeln, als ich über dieser Aufgabe brütete. Da hat sich der gute Eurystheus ein Bisschen überschätzt. Er hätte wohl selbst nicht geglaubt, dass Herakles wirklich den Eber aufgabeln und ihm vorführen würde. Ziemlicher Hochmut spricht aus dieser Gesinnung des Königs, finde ich, aber die griechische Mythologie hatte schon immer ihren Charme und Witz. Würde man die Taten des Helden Herakles als Mysterienspiel aufführen, so hätte der illustre Zuschauer hier ganz gewiss seine Freude.
In dieser Aufgabe fand Herakles – erschöpft und ein wenig niedergeschlagen (kann ich mir zumindest vorstellen) von den vorherigen Aufgaben, wieder seine Bestätigung und Anerkennung.

Die Ställe des Augias
Als fünfte Tat sollte Herakles an einem einzigen Tag die Ställe des Augias säubern. Eigentlich keine ungewöhnliche Arbeit für jemanden, der lange Zeit auf dem Land und unter Bauersleuten aufwuchs.
Augias war ein Sohn des Sonnengottes Helios und besaß an die 3000 Stück Vieh.
Als Lohn sollte er ein Zehntel der Tiere bekommen. Herakles vollbrachte diese Aufgabe, indem er die Flüsse Alpheios und Peneios um- und durch die Stallungen
leitete. Diese spülten den ganzen Kot aus den Ställen. Augias verweigerte Herakles jedoch die versprochene Belohnung.
Eigene Erkenntnis: Tja, so war das in den alten Zeiten und ist es heute noch: Erst wird einem das Blaue vom Himmel versprochen und dann wird der einfache Mann um den Lohn seiner ehrlichen Arbeit geprellt. So erging es auch unserem Helden und das war für ihn ganz gewiss keine Bestätigung seines Könnens. Er müht sich ab, hat die Plackerei und den klugen Einfall mit den Flüssen und dann wird ihm der Lohn vorenthalten und noch dazu vom Sohn des Sonnengottes. Spiegelt diese Tat die Struktur der damaligen Zeit, des Systems wieder? Problemlos lässt sich diese Geschichte auf die heutige Zeit übertragen. Es war immer schon so, dass die wahren Helden, Erfinder und großen Denker zu ihrer Zeit falsch verstanden und ausgenutzt wurden.
Vielleicht fällt jemand anders noch eine andere Deutung dieser Erzählung ein.

Die stymphalischen Vögel
Im Sumpf Stymphalos lebten menschenfressende Vögel mit Krallen und Schnäbel aus Eisen und der Fähigkeit, tödliche Federn auf Feinde abzuschießen. Athene, die Göttin der Weisheit und des Krieges gab Herakles
Kupferscheiben, von Hephaistos geschmiedet. Mit diesen veranstaltete er solchen Krawall, dass die Vögel erschrocken aufflogen. Mit Pfeil und Bogen gelang es ihm, sie der Reihe nach zu töten.
Eigene Erkenntnis: Kupferscheiben, mit denen Herakles Krach veranstaltete? Für mich ist das ein klares Symbol von Vertreibung böser Geister mit Lärm, wie es in vielen Kulturen bis heute der Fall ist. Bei griechischen Tempelspielen oder Theateraufführungen wurden mitunter auch Kupferinstrumente verwendet. Merkwürdiger Einfall: Vielleicht ist das ein prähistorisches Bild der Vogelscheuche? Herakles wuchs unter Bauern und Schafhirten auf!
Auch in unserem Alltag begegnen uns unter Umständen solche stymphalischen Vögel, die uns mit scharfen Krallen und Eisenschnäbeln umkreisen. Es sind unbewusste Gedanken, die aus unserem Unterbewusstsein aufsteigen und uns das Leben schwer machen. Auch wir müssen ggf. mit Krawall und Ablenkung gegen diese unbewussten Ängste ankämpfen.

Der Stier von Kreta
Des weiteren musste Herakles einen wilden Stier einfangen. Dieses Tier sollte eigentlich König Minos dem Meeresgott Poseidon opfern, der den Stier jedoch behielt und an dessen Stelle ein anderes Tier opferte. Poseidon war darüber so erzürnt, dass er den ohnehin schon wilden Stier mit Wahnsinn schlug und dieser große Verwüstungen auf Äckern und Feldern verursachte.
Unter großen Mühen konnte Herakles das Tier lebend einfangen und zum König Eurystheus bringen. Dieser wollte das Tier der Hera opfern, die jedoch das
Opfer zurückwies, (es stammte ja von ihrem verhassten Wutobjekt, an dem sie anstatt ihres Gattens ihren grenzenlosen Zorn ausließ) worauf Eurystheus den Stier wieder frei ließ.
Eigene Erkenntnis: Diese Aufgabe war von göttlichem Haß durchtränkt und aus diesem Grund konnte Eurystheus den Stier nur freilassen. Weder er, noch Herakles waren der übergroßen Macht von Hera gegenüber sicher, die nicht davon abließ, Herakles zu prüfen und ihre „Spielchen“ mit ihm trieb. Es gibt in unserem Leben sehr oft genau solche Situationen, in denen wir uns den Gewalten der Natur/des Göttlichen ausgeliefert sehen und ihnen nichts entgegenzusetzen wissen, da sie unsere bloße Kraft übersteigen. Die Aufgabe war von vorne herein zum Scheitern verurteilt, denn es war Herakles’ Schicksal. Er musste viel einstecken, obwohl er der Sohn des Göttervaters Zeus war.

Die Pferde des Diomedes
König Diomedes hatte vier fleischfressende Pferde, die Herakles einfangen und zu Eurystheus bringen sollte. Diomedes
verfütterte Reisende, die sich an seinen Hof verirrten, an sie. Herakles fing die Tiere und machte sich auf den Rückweg. Dies war Diomedes natürlich nicht recht und seine Leute verfolgten ihn. Während Herakles sich mit den Verfolgern herumschlagen musste, zerfleischten die Pferde seinen Begleiter und Freund Abderus, den er bei den Pferden als Wächter zurückgelassen hatte. Ein fataler Fehler, der Herakles schwer treffen sollte.
Nachdem er die Verfolger besiegt hatte, tötete Herakles Diomedes und verfütterte ihn aus Rache und Genugtuung an seine eigenen Pferde. Dadurch wurden diese zahm und folgten dem Helden wie Hündchen.
Eigene Erkenntnis: Durch Entscheidungen, die wir treffen müssen, passieren uns oft teure Fehler, die wir nicht wieder gutmachen können, auch nicht mit Rache. Herakles war verzweifelt und voll Trauer über den Verlust seines Freundes und vernichtete deshalb Diomedes. Der König mit den kanibalistischen Gewohnheiten musste schließlich für seine Taten bezahlen, doch als Herakles in sein Territorium trat, wurde auch er Opfer der fleischfressenden Pferde. Doch was brachte das teure Opfer? Es zähmte die wilden Bestien, die unüberwindbar schienen. Ein typisches Merkmal eines Opferkultes? Durch die Opferung bezähmt man wilde Tiere/Gottheiten. Eine Geschichte, die sich in dem Kult von Kreta wiederfindet, in welchem jährlich eine Jungfrau dem Minothaurus geopfert werden musste.

Der Gürtel der Hippolyta
Hippolyta, die Königin der Amazonen besaß einen besonderen Gürtel, wohl ein Geschenk des Kriegsgottes Ares an sie. Admete, die Tochter des Eurystheus wollte diesen Gürtel für sich haben und so erhielt Herakles den Auftrag, den Gürtel zu besorgen. Mit einer Schar freiwilliger Gefährten machte Herakles sich nach Pontos, dem Sitz der Amazonen auf. Königin Hippolyta empfing den Helden freundlich, denn die Heldentaten Herakles’ waren bis an ihren Hof vorgedrungen. Sie war auch bereit, ihm den Gürtel freiwillig zu überlassen. Hera jedoch, der Ränke nicht überdrüssig, verkleidete sich selbst als Amazone und stachelte diese zum Kampf auf.
Herakles tötete die Amazonenkönigin und bemächtigte sich so des Gürtels.
Eigene Erkenntnis: Hier kommt wieder einmal die weibliche Seite zum Zuge. Hera mischt sich ein und hat leichtes Spiel, denn die Amazonen lassen sich von ihr verleiten, Herakles anzugreifen. Aus einer freundschaftlichen Begegnung mit einem ohnehin kriegerischen Stamm wird ein Krieg, in dem Herakles den Gürtel doch noch mit Blut bezahlt. Der Gürtel, auch ein Symbol der Weiblichkeit und der Begegnung Herakles’ mit den weiblichen Mysterien. Die Situation gerät außer Kontrolle, wie schon bei der Hirschkuh von Artemis. Mit Frauen scheint unser Held keinerlei Glück zu haben: seine eigene tötet er im Wahn, die heilige Hirschkuh der Artemis jagt er und zieht sich so den Zorn der Göttin zu, den Gürtel der Hippolyta kann er auch nicht ohne Blutvergießen an sich bringen, obwohl das Treffen zunächst friedlich verlief. Warum wird Herakles von einer mächtigen Göttin so hart und gnadenlos verfolgt, geprüft und gehasst? Herakles soll zwar wachsen an seinen Taten und Erkenntnisse daraus gewinnen, doch zu welchem Preis erwirbt er sein Wissen?

Die Rinder des Geryoneus
Geryoneus war der König von Spanien, ein Riese mit drei Köpfen, sechs Armen und Beinen. Er war sehr wohlhabend und berühmt für seine riesigen Rinderherden.
Die Aufgabe sie zu holen, wurde Herakles von Eurystheus befohlen. Um sein Ziel zu erreichen, benötigte Herakles die goldene Sonnenschale, mit welcher der Sonnengott Helios jede Nacht den Ozean überquerte. Damit setzte Herakles zur Insel Eurytheia über. Dort angekommen, erschlug er den Rinderhirten Eurytion, der ein Riese war und seinen zweiköpfigen Hund. Geryoneus stellte den Helden und in den folgenden Kampf griff Hera ein, die sich auf die Seite des Königs schlug. Herakles tötete jedoch Geryoneus und verletzte die Göttin! Als er in Griechenland anlangte, übergab er die Herde dem Eurystheus, der sie Hera als Wiedergutmachung opferte.
Eigene Erkenntnis: Hier ist Herakles meines Erachtens zu weit gegangen, als er die Hera versehentlich verwundete. Wie kann es jedoch sein, dass ein halbgöttlicher Held eine so mächtige Göttin verletzt? Auch dies ein Schicksal, welches keiner vorhersehen hat können? Jedenfalls verlangte eine solche Tat ein Sühneopfer, welches in der Rinderherde bestand, die Herakles als Teil seiner gestellten Aufgaben erbeutete. Vielleicht sollte Herakles aus diesem Ereignis lernen, mit Schuld und dem Prinzip des Gebens und Nehmens umzugehen. Seine ewige Widersacherin stellte sich ihm in den Weg, um ihm aufzuzeigen, dass er nicht einfach mit Gewalt seine Ziele erlangen konnte. Er tötete schließlich den Hirten der Herde und dessen Hund. Dies zeigt uns, dass auch wir nicht über Leichen gehen sollten, um unsere Träume, Ziele und Wünsche in die Tat umzusetzen. Bei magischen Praktiken geht immer die Aussage vor, keinem anderen Wesen Schaden zuzufügen, wenn man eine Sache wünscht oder einen bestimmten Gegenstand haben möchte.

Die goldenen Äpfel der Hesperiden
Die Hesperiden hüteten einen Apfelbaum mit goldenen Äpfeln. Der wundersame Baum war ein Hochzeitsgeschenk der Erdmutter Gaia an die Göttermutter Hera und den Göttervater Zeus am Anfang der Zeit, als die Götter noch im Begriff waren, die Erde zu gestalten.
Drei der Äpfel sollte Herakles beschaffen. Der Held begab sich auf die Suche, um seine Aufgaben weiter zu bestehen, doch wo sollte er beginnen? Es waren die Najaden, die ihm erzählten, dass der Meeresgott Nereus den Ort wisse, wo der Baum stünde. Nachdem er Nereus aufgesucht hatte, wusste er, wo er suchen sollte. Am Ziel angekommen war es Herakles jedoch unmöglich, den Garten der Hesperiden zu betreten.
Atlas, der Vater der Hesperiden, der die Erde mit den Schultern stützte, wurde von Herakles überlistet und dieser nahm für die Zeit, in der Atlas die Äpfel beschaffte, die Erde auf seine eigenen Schultern.
Atlas, der vielen Äonen des Tragens überdrüssig, warf Herakles die goldenen Äpfel vor die Füße und wollte Herakles die Last überlassen.
Herakles überlistete Atlas erneut, indem er ihn bat, das Himmelsgewölbe noch einmal kurz zu nehmen, damit er sich ein Schulterpolster auf die Schultern legen konnte.
Herakles ergriff die Gelegenheit und schnappte sich die Äpfel und war auf und davon.
So reiste er zurück nach Griechenland und übergab die goldenen Äpfel Eurystheus, der keine Ahnung hatte, was diese Äpfel in Wirklichkeit waren und sie der Göttin Athene zum Geschenk machte. Diese brachte die heiligen Äpfel zurück in den Garten der Hesperiden.
Eigene Erkenntnis: Tja, blöd gelaufen und Herakles hat sich so bemüht, um den alten Atlas zu überlisten. Die Götter haben alles wieder zurechtgerückt, was da ein halbstarker Göttersohn aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Ich stell mir das ziemlich nervenzerreißend vor, wenn Herakles sieht, wie seine Mühen um sonst waren. Er plagt sich, überlistet den Weltenträger Atlas und liefert die goldenen Äpfel wie bestellt bei seinem Lehensherren ab und Athene spaziert in aller Ruhe in den Garten der Hesperiden zurück und legt die Äpfel an ihren angestammten Platz zurück. So hat alles seine Ordnung und das Universum grinst sich einen und Hera wahrscheinlich dazu. Solche Dinge kommen vielleicht dem einen oder anderen bekannt vor: Man müht sich ab und alles ist um sonst. Diese Geschichte erinnert mich an Sissyphos, der auch einen Stein den Berg hinauf rollt, worauf er wieder nach unten kullert, aber so ist es im Leben. Herakles hat die Dinge, die von den Göttern einst so geordnet wurden, aus dem universellen Gleichgewicht gebracht und musste dafür gerade stehen.

Der Zerberos
König Eurystheus hat mit diesem Erfolg und dem Ruhm, den sich Herakles erwarb nicht gerechnet und wurde langsam aber sicher ungehalten. Es musste doch eine Aufgabe geben, bei der er versagte! Um seinen Rivalen endlich aus dem Weg zu haben, trug er ihm auf, den Wächter zur Unterwelt, den dreiköpfigen Hund des Hades, Zerberos zu bringen. Eumolpus, der Musiklehrer von Herakles weihte den Helden in die Mysterien der Unterwelt ein. Mit Hilfe von Hermes, des Götterboten mit den Flügelsandalen kam Herakles in das Gebirge Tainaron und fand dort die Höhle, die zur Unterwelt führte. Hades, der Herr des Totenlandes, würde dem Helden Zerberos überlassen, aber nur, wenn es diesem gelänge, den Hund ohne eine Waffe zu überwinden. Herakles schaffte es tatsächlich, Zerberos mit seinen bloßen Händen bis zur Ohnmacht zu würgen und schleppte den Hund zu Eurystheus.
Erneut versteckte sich der König ängstlich. Diesmal in einer Vase (Zum Ende hin noch ein kleiner Punkt der Erheiterung). Da Herakles für den dreiköpfigen Hund keine weitere Verwendung hatte, brachte er ihn zurück in die Unterwelt.
Eigene Erkenntnis: So, nun hat Herakles doch tatsächlich auch seinen Schatten überwunden, der durch den Hades dargestellt wird. Ich stelle es mir als eindrucksvolle Szenerie vor, wie Herakles auf Leben und Tod mit dem gefürchteten Zerberos kämpft und den Herrn der Unterwelt anfleht, ihm den Hund zu überlassen, Hades ihm jedoch die schreckliche Bedingung stellt, entweder ohne Waffen oder Tod. Ein Musiklehrer weiht den Herakles in die Mysterien der Unterwelt ein. Diese Tatsache ist mir aufgefallen und hinterlässt einen tiefen Eindruck in meinem Unterbewusstsein. Kurze Anmerkung: Spielt nicht auch eine verzauberte Harfe bei Harry Potter den Hund Fluffy in den Schlaf? Musik als Besänftigung des Todesherrn und seiner Geschöpfe. Jetzt ist Herakles tatsächlich ein Eingeweihter und hat einen sehr hohen Grad der Erleuchtung erlangt. Er hat zahlreiche Verluste, Niederlagen, Rückschläge und Intrigen erdulden müssen, kam jedoch am Ende zum Ziel. Eine Frage, die mich jetzt noch beschäftigt: Hat der Held auch Hera, seine harte Prüferin damit beeindruckt? Hat sie am Ende doch Gefallen an dem Sohn ihres Gatten gefunden, der so klug und wissend geworden ist? Doch ich habe auch herausgefunden, als ich mich mit der Geschichte von Herakles befasste, wie er in den Olymp aufgestiegen ist:

Mit dieser letzten Tat waren die Aufgaben des Eurystheus erfüllt und der Frondienst Herakles beendet.

Herakles vollbrachte noch viele weitere Heldentaten. Er bezwang Riesen und Kentauren. Einer dieser Kentauren war Nessos, ein Fährmann, der sich an Deianeira, Herakles große Liebe, während einer Überfahrt vergehen wollte.
Herakles war bereits auf der anderen Flussseite und tötete Nessos mit einem Pfeil. Im Sterben schwor der Kentaur Rache. Er überreichte Deianeira ein Gewand, welches sie mit seinem Blut tränken sollte. Gäbe sie es Herakles, könne sie sich der ewigen Liebe versichern. Falsch gedacht! Als Herakles auf einem seiner Kriegszüge die Königstochter Iole entführte, wurde Deianeira rasend eifersüchtig und gab ihrem Mann – in gutem Glauben das verzauberte Gewand.
Herakles konnte sich des Kleides nicht mehr entledigen und das Kentaurengift brannte seine Haut weg. Als Deianeira erkannte, was sie angerichtet hatte beging sie Selbstmord. (wie typisch für griechische Sagen.) Herakles ging zum dem Berg Oite und errichtete dort für sich einen Scheiterhaufen. Er legte sich darauf. Als keiner seiner Freunde den Mut hatte, den Scheiterhaufen anzuzünden, sandte Zeus, sein geliebter Vater, Blitze aus, um seinen Sohn endgültig zu sich zu holen. Herakles wurde in den Olymp erhoben, wo er der Legende zufolge Hebe, die Göttin der Jugend zur Gefährtin bekam.

So, das war sehr viel auf einmal, aber ich hoffe, aus dieser Geschichte und meinen Erkenntnissen kann jemand Inspiration und neue Denkanstöße herausfiltern.

Tazem schrieb am 20.02.2008 um 17:42:


da hast du dir wirklich Mühe gemacht.

Danke.

ich glaube, es würde sich an dieser Stelle empfehlen, für jede Prüfung einen Thread zu öffnen, da jeder vielleicht seine Erkenntnisse und Interpretationen hinzufügen möchte.

So würde das ganze übersichtlich bleiben und man müsste nicht Feedback zu den verschiedenen Prüfungen querlesen um den Teil zu finden, der einen interessiert.

Super

Apollonia schrieb am 20.02.2008 um 18:50:


darkmoon schrieb


ich möchte dir auf keinen Fall vorgreifen,



Im Gegenteil, ich freue mich darüber, daß die griechischen Mysterien nicht ins Abseits gelangen.

Apollonia schrieb


Ich vergaß zu erwähnen, daß Korrekturen, Zusätzliches und Diskussion erwünscht ist.


Mir sind da ein-zwei Dinge beim Lesen aufgefallen, die ich anders in Erinnerung habe, daher die Frage: Welche Übersetzung bzw. Version der Mythen verwendest Du? Empfohlen werden oft die Werke von Gustav Schwab.

darkmoon schrieb am 20.02.2008 um 19:01:


ich habe unterschiedliche Literatur, die meisten Bücher sind Enzyklopädien der Mythologie, griechische Sagen auf Hörspielkassette, Das Buch der Mythen (Autor weiß ich im Moment nicht) und was man sonst noch so über griechische Mythologie findet. Mir ist dein Beitrag kürzlich in die Finger gefallen und hat so vor sich hingearbeitet, bis ich mich dann endlich dazu entschlossen habe, Nägel mit Köpfen zu machen und den Zyklus von herakles vollständig zu machen.

Welche Sachen sind dir aufgefallen? Es kann sein, dass unterschiedliche Autoren unterschiedliche Versionen der selben Geschichte haben.

darksun schrieb am 20.02.2008 um 22:42:


zur Frage, ob Hera Herakles irgendwann gemocht hat, fällt mir ein, dass Hebe ja ihre Tochter war. Hätte sie die ihm zu Frau gegeben, wenn sie ihn immer noch abgrundtief hassen würde? Herakles war wohl für Hera so eine Art Prüfung, an der sie lernen sollte, mit Wut und Eifersucht umzugehen. Wenn sie ihm am Schluss ihre Tochter zur Frau gibt, hat sie das gut geschafft.

Darksun.