Ziel der qabbalistischen Arbeit?

Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Patricius -
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Seid gegrüßt,


ich bin momentan ganz am Anfang des Kurses (ich warte gerade auf meine Bewertung zur Funktion des Onlinekurses) und habe mich nach längerem Lesen auf der Homepage entschlossen, mich näher mit den hier angebotenen Inhalten zu beschäftigen. Auf meinem bisherigen spirituellen und religiösen Weg habe ich vor allem erkannt, wie groß die Aufgabe und Berufung des Menschen innerhalb der gesamten Ordnung der Dinge zu sein scheint. Oder sagen wir: ich habe eine Ahnung von der ungeheuren Größe und des Potentials, das in uns Menschen gelegt ist. Das alles aber nicht im Größenwahn, sondern vor einer fundamentalen Ethik und Moral.Groß im Guten zu sein und für die ganze Welt zum Segen zu werden, indem ich durch das Gute und das Licht Gottes ganz zu dem werde, der ich sein soll.

Da ich bislang aber genau über die praktische Erfüllung dieser "höheren" Themen kaum Informationen erhalten konnte, war ich besonders von den Ausführungen auf der Homepage angetan, welche über die hohe Aufgabe des Menschen sprechen, ein Diener des Lichts zu sein. Besonders hat mir gefallen, dass die gesamte magische und Seelen-Arbeit von Gott her betrachtet wird - genau dies hat mich schon bei den mittelalterlichen Magiern so angetan. Leider hat es mir mein bisheriges Umfeld jedoch kaum lehren können, wie die praktische spirituelle Arbeit (Gebete einmal ausgenommen) denn eigentlich funktionieren könnte - und ich habe jahrelang danach gesucht: Wie kann der Mensch zur Erfüllung seiner umfassenden Gaben gelangen? Und wie kann er diese in die Dienst der ganzen Schöpfung stellen? Mir scheint, dass genau diese praktische Dimension der geistigen Arbeit im Westen weitestgehend untergegangen ist.

Meine Frage ist nun: womit immer man sich beschäftigt - man möchte wissen wozu man dieses tut. Und ich würde daher gern wissen: was ist das Endziel der qabbalistischen Arbeit an Seele und Welt? Wie kann man das zu erreichende Ziel definieren und beschreiben? In der Orthodoxie ist es die "Vergöttlichung", im katholischen Christentum die "Heiligkeit und Vereinigung mit Gott" durch Imitation Christi, im Islam die vollkommene Unterwerfung unter Allah usw. Einem KFZ-Mechaniker würde man vor Augen stellen, welche tollen Autos er später einmal tunen und reparieren kann, einem Architekten welche schönen Häuser er entwerfen kann, einem Fitness-Schüler wie stark er einmal aussehen wird, einem Soldaten wie er einmal kämpfen können wird etc.

Wie schaut dieses letzte Ziel also in der Qabbalah und den westlichen Mysterien aus? Was ist der letzte Urgrund, Sinn und Ziel dieses Weges?

Sehr auf eure Antworten gespannt seiend,

LVX


Patricius

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Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Patricius -

PS: Mir ist noch eine Frage eingefallen, die das Ganze auf den Punkt bringt:

Wie sieht nach qabbalistischer Sicht der ideale Mensch aus? Und welche Aufgabe erfüllt er in der Gesamtordnung, wenn er zur Vollkommenheit gelangt ist?

In reply to Patricius

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Peter -

Oha, lieber Patricius, Du bist offenbar ein Pragmatiker und willst es genau wissen. :)

Und offenbar scheinen Dir die allgemein verbreiteten Antworten nicht zu genügen - als die wären, "das ist geheim", oder "das musst du selbst herausfinden", oder "wir müssen ganz viel an uns arbeiten" (aber was, das musst du selbst herausfinden), und dergleichen.

Und ja, mit genau solchen Fragestellungen versuche ich schon lange eine vielzahl spiritueller Richtungen zu betrachten - was macht ihr da, wozu macht ihr es, und wo soll es hinführen? Ich finde diese Fragen nur allzu berechtigt.

Ich habe freilich, in einer Erfahrung der Gottesschau, eine gewisse vorsichtige Ahnung erfahren von dem was wir wirklich sind (oder sein sollten/könnten), und was der Plan in der Schöpfung sein mag. Möglicherweise geht es Dir da ähnlich?

Es gibt da freilich noch eine Schwierigkeit bei dieser Art des Fragens: es gibt Dinge, die dem menschlichen Geist gar nicht unmittelbar verständlich sind, und wo es zunächst der Läuterung bedarf, sodass der Geist sich wandelt, um dann erst erkennen zu können. Tja, kein triviales Terrain, das...

 

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Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Patricius -

Lieber Peter, sei gegrüßt,

leider weiß ich überhaupt nicht was einen Pragmatiker ausmacht. Was ist das deiner Meinung nach genau?

Meine Wahrnehmung in Worte zu fassen fällt mir schwer...aber ich kann es versuchen: auf meinem bisherigen Weg ist mir durch vieles Nachdenken und Gebetsleben zum Einen die Größe Gottes, die wunderbare Ordnung der Dinge, als auch meine Vergänglichkeit aufgegangen. Das irdische Leben ist sehr kurz, und es gibt enorm viele (auch spirituelle!) Möglichkeiten, sich in Unwesentlichem zu verlieren. Der Mensch ist so wie ein Abbild des Gesamtkosmos im Kleinen, und es ist irgendetwas um uns Menschen, was ungeheuer groß ist. Um das zu verstehen habe ich viele Jahre gebraucht und mir ist eine gewisse Tiefe in diesen Ansichten zuteil geworden. Aber - wie Du es auch schreibst -, es ist ebenfalls eher eine "Ahnung".

Vor dieser Einsicht haben sich auch sehr viele Dinge für mich relativiert, die andere vielleicht als erstrebenswert ansehen würden: aus niederen Beweggründen herumzulaufen und irgendwen oder irgendwas beeinflussen zu wollen, spirituelles Reden in nebligen illusionären Gedankengebäuden, leeres Erklären von übernatürlichen Dingen die man selbst nicht erlebt hat, lebensferne Philosophie / Religion, eigennützige Wünsche, Macht- und Herrschbedürfnis etc. habe ich als solche Ablenkungen erkannt. Mir scheint, dass das wahre spirituelle Leben liebevoll, gut, dienend, lichtvoll, lebensspendend usw. ist. Und diese Dinge praktisch zur Vollendung zu bringen ist meine große Sehnsucht. Denn so kann man wirklich den rechten Platz einnehmen in einer Schöpfung, welche in jedem noch so kleinen Ding von der Liebe erzählt. Und dann treffe ich hier auf diese Seite, welche von Licht, Liebe, Leben redet - Religion und Magie nicht ausschließt und von hoher Ethik und Moral, praktischer Arbeit an sich selbst usw. spricht. Das hat wirklich etwas in mir angesprochen, was ich so noch nie gefunden habe. Daher freue ich mich so sehr diesen Kurs weiterzumachen. :)

Gott hat dieser Welt eine Ordnung gegeben - das haben die mittelalterlichen Gelehrten wunderbar dargestellt (auch mein Avatar-Bild ist so eine Darstellung). Und innerhalb dieser Ordnung seinen rechten Platz als Mensch zu finden - und all seine gegebenen Potentiale im Dienste dieser Ordnung zur Entfaltung zu bringen - scheint mir die unglaublich große Berufung des Menschen zu sein. Denn es gibt eine große ganzheitliche Ordnung, eine tiefe Sinnrichtung und ein Ziel allen Daseins - und hier unseren wahren Platz zu finden und darin mitzuwirken scheint mir die Aufgabe aller Menschen zu sein. Doch wie? Und was sagt die Qabbalah dazu?

Deine Bemerkung über die Geistwandlung ist sehr interessant und ich teile sie. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich: ich bin für gewisse Dinge nicht bereit - und hätte Gedanken von heute vor fünf Jahren nie verstanden. Der Begriff Läuterung gefällt mir ebenso. Falls Du mir mehr über deine Erkenntnisse mitteilen würdest, würde ich mehr freuen.

Leider kann ich meine inneren Beweggründe nicht besser beschreiben, und in allzugroße Details zu gehen ist hier auch nicht der Platz dazu. Falls mir diese Antwort im Laufe des Kurses gegeben werden sollte - das wäre ja auch eine zufriedenstellende Antwort :).

Ich grüße euch mit dem Wort, das für mich so große Bedeutung gewonnen hat:

LVX

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Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Peter -

Lieber Patricius,

du fragst mich was ein Pragmatiker ist? :) ich denke, es ist jemand, der das Ziel kennen will, für das er sich einsetzt, und der auch zu fragen wagt, ob das was man grade tut wirklich dem Ziel dient.

Aber ansonsten, bin ich hier nur ein Zaungast, und selber gespannt, wie die Eingeweihten Deine Frage beantworten werden.

Möge Deine Sehnsucht sich erfüllen!

 

In reply to Patricius

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Andrea Shelor ** R6, QM6 H4 QN4 -
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Hallo Patricius,

Du stellst sehr gute und wichtige Fragen.

"Wie kann der Mensch zur Erfüllung seiner umfassenden Gaben gelangen? Und wie kann er diese in die Dienst der ganzen Schöpfung stellen? Mir scheint, dass genau diese praktische Dimension der geistigen Arbeit im Westen weitestgehend untergegangen ist.

Meine Frage ist nun: womit immer man sich beschäftigt - man möchte wissen wozu man dieses tut. Und ich würde daher gern wissen: was ist das Endziel der qabbalistischen Arbeit an Seele und Welt?"

und nachgeschoben:

"Wie sieht nach qabbalistischer Sicht der ideale Mensch aus? Und welche Aufgabe erfüllt er in der Gesamtordnung, wenn er zur Vollkommenheit gelangt ist?"

Wie Du ja schon aus der Kursübersicht weißt, gehören wir nicht zu den Leuten, die sowas behaupten wie "unser Ausbildungssystem beruht auf einem tiefer liegenden Konzept, ohne Dir jedoch zu erklären, was genau das sein soll, und wenn Du dies in Frage stellst, wird Dir mitgeteilt, daß wenn Du soweit wärest dies zu verstehen" (vgl. den entsprechenden Text im Kurs), sondern wir sagen bereits vor dem eigentlichen ersten Kursabschnitt, in welchem Kontext die Ausbildung steht, wie sie strukturiert ist und in Grundzügen auch, warum das so ist.

Aus unserer qabbalistischen Sichtweise (es gibt ja verschiedene qabbalistische Traditionen) und aus dem derzeitigen Stand meiner Ausbildung (zweite Stufe - ich bin also keine Eingeweihte o.ä.)  kann ich Dir eine kurze Antwort auf Deine Kernfragen geben - was an sich schon ein Kunststück ist, da man hierüber hunderte Seiten lang philosophieren könnte! - und kurz muß meine Antwort leider sein, da ich innerhalb der BOEL v.a. im englischen (aber auch dt. Kurs) auch andere wichtige Aufgaben übernommen habe - genauso wichtige wie die Beantwortung dieser Frage. Ich bitte Dich hierfür um Verständnis. Andererseits gibt es, wie Du im folgenden sehen wirst, bereits ganz viele Anhaltspunkte und weiteren Lesestoff zu den von Dir aufgeworfenen Fragen. Das wäre auch erstaunlich, wenn dem nicht so wäre, sind es doch wesentliche und zentrale Fragen ;-)

Zwei Deiner Fragen zusammengefaßt:

"Wie kann der Mensch zur Erfüllung seiner umfassenden Gaben gelangen, und wie sieht nach qabbalistischer Sicht der ideale Mensch aus?"

Der ideale Mensch ist unserer qabbalistischen Auffassung nach ein ausgeglichener Mensch, kurz gesagt einer, der alle Tugenden der Sefirot (siehe unten) in sich verwirklicht hat und alle Laster in sich überwunden hat.
In der Qabbalah wird ein solcher Mensch häufig ein Tzaddiq genannt, das ist ein rechtschaffener Mensch. Andere Begriffe dafür aus anderen Kontexten sind: Heiliger, Erleuchteter. Bei letzterem Begriff ifinde ich wichtig zu bedenken, daß es mehrere Erleuchtungsstufen gibt. Die Qabbalah kennt zehn davon, die den Sefirot am Lebensbaum entsprechen und die häufig in drei spirituelle Grade eingeteilt werden:
Links: - der interaktive Baum des Lebens mit einer Erklärung der Grundbedeutungen der einzelnen Sphären (Sefirot) am Baum des Lebens
- unser Youtube-Kanal mit (bislang) zwei Videos, weitere werden folgen; das erste zum Baum des Lebens (Einführung die Qabbalah): 


das zweite zum Thema: "Der spirituelle Pfad zur Erleuchtung": 
""

Desweiteren gibt es das Konzept des "vollständigen Menschen" (Adam Shalem), der in sich alle seine Anlagen zur Entfaltung und Blüte gebracht hat, also seine umfassenden Gaben im Leben verwirklichen kann und dies auch tut. Vereinfacht gesagt: Das ist z.B. ein Mensch, der bei einer Aufgabe nicht sagt "Das kann ich nicht", sondern der sagt: Ich nutze meine Gaben und Talente und entwickele sie weiter, bis ich es kann! Und dann mache ich es auch. 

Reicht Dir diese kurze Antwort zunächst?

Zur Frage
"was ist das Endziel der qabbalistischen Arbeit an Seele und Welt?"

hast Du den Einführungstext (Einführung in die  Magie unserer Hauptseite) sowie vielleicht auch den Kodex des Magiers schon gelesen.) Dort werden zentrale Punkte angesprochen wie
- dem Lichte dienen, d.h. den göttlichen Willen erfüllen (Grundannahme: die menschliche Seele ist ein (wenn auch kleiner) Teil des Göttlichen, ausgestattet mit einer Aufgabe und dem freien Willen, diese Aufgabe zu erfüllen oder auch nicht -  ein wichtiger Sinn wäre m.E. z.B., die Aufgabe aus eigener höherer Einsicht und mit Freude und Verständnis für das übergeordnete Ganze zu erfüllen) Daher der erste Satz des Kodex:
"Der wahre Magier sieht sich als einen Teil des Universums und ein Werkzeug Gottes. Er strebt stets mit vorbehaltloser Hingabe und Liebe danach, seine Aufgabe im kosmischen Ganzen zu erfüllen. Er ist vor allem ein Diener des Lichtes. " D.h. der Magier ist nicht deshalb ein Werkzeug Gottes, weil er ein talentloser und willenloser "Vollstrottel" ohne eigenen Willen und voller Frustration ist, sondern weil seine höhere Seele ein Teil des Göttlichen ist.

- ein ausgeglichener Mensch werden, der die Elemente in sich kontrolliert:
"An einem bestimmten Punkt seiner Entwicklung erkennt der Magier, daß er bei jedem magischen Werk in sich selbst beginnen muß, und daß er die Elemente außerhalb von sich selbst nie wirklich kontrollieren kann, wenn er nicht die Kontrolle über die Elemente in sich erlangt hat." aus: Einführung in die Magie
was bedeutet, daß er die in sich selbst wirkenden Kräfte seines Charakters lenken muß, also seine spirituelle, mentale und emotionale Kraft, die, wie Du aus dem Kurs weißt, den Elementen zugeordnet werden können, weil die Natur dieser Kräfte der Natur der Elemente auf einer höheren Ebene entspricht.
"Der Magier dient dem Licht. Dem Licht zu dienen bedeutet gleichzeitig sich selbst zu vervollkommnen, Gottes Plan nach besten Kräften zu erfüllen und der Menschheit zu helfen. " aus:
http://www.qabbalah.de/magie_ritualgruppe.html

Der letzte Teil des Satzes spricht ein weiteres hohes Ziel an: Tiqqun ha-Olam, die Heilung ("Reparatur") der Welt, d.h. das Licht in die Welt tragen und zur Heilung der Welt beitragen. Die grundsätzlichste Ausdrucksform dessen könnte man sehen als anderen nicht (weiterhin) mehr Probleme bereiten, sondern Probleme und Schwierigkeiten zu lösen - erstmal natürlich in sich selbst.

Weitere Info und wie man das macht, siehe u.a. Kodex des Magiers und im Kurs die entsprechenden Abschnitte bereits im ersten Kursmonat, z.B. zu den vier Ebenen, Prinzipien und Konzepten spiritueller Ausbildung, Ethik etc. , sowie unsere Heilarbeit Refuah nach Salomo Baal-Shem. (Refuah = hebr für Heilung), die ebenfalls ein Teil der Ausbildung unserer Mysterienschule ist. Hier im offenen Forum gibt es auch einen Forumsbereich dazu.

Wenn Du Dir unter diesen Aspekten den bisherigen Kursverlauf des Onlinekurses anschaust, erkennst Du vielleicht den roten Faden, der sich hindurchzieht und kannst dies nun etwas besser einordnen?

Diese Antwort ist wie gesagt vergleichsweise (!) sehr kurz - hätte noch viel mehr schreiben können, aber mir fehlt die nötige Zeit dazu, auch wenn ich gern mehr schreiben würde - und was noch wichtiger ist: Sie spiegelt in extrem kurzer Fassung meinen derzeitigen Stand innerhalb der Ausbildung wider. Ich bin weder eine Eingeweihte noch eine spirituelle Lehrerin, aber in der Ausbildung doch schon etwas fortgeschritten. Ist also vielleicht nicht unbedingt schon der Weisheit letzter Schluß,  aber hoffentlich ein brauchbarer Ansatz zur Orientierung.

Freue mich auf Feedback dazu, auch wenn ich leider wohl nicht die Zeit haben werde, hier tiefer in die Diskussion einzusteigen, aber ich werde es versuchen, soweit es für mich zeitlich machbar ist, ohne andere Dinge zu sehr zu vernachlässigen... wie Du, Patricius, vielleicht weißt, bin ich primär im Kursbereich aktiv, so wie einige der anderen fortgeschrittenen BOEL-Mitglieder auch  ;-) Das heißt aber nicht, daß unser offenes Forum nicht auch wichtig wäre.

LG
Andrea

In reply to Patricius

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by YogaVigyan -

Ich glaube, das Ziel qabbalistischer Arbeit ist, das kleine gegen das große ICH einzutauschen. Ego weg bzw. diszipliniert und das Große seine Arbeit uneingeschränkt wirken lassen. So wird aus ich bin - ICH BIN - ICH - Nichts - Alles. Der vorletzte Schritt, vor dem jeder fast fertige Adept wirkliche Angst hat, ist der Abyssus oder auch Daat. Dort angelangt, muss gesprungen und auf alles verzichtet werden. Erst dahinter oder danach findet man Gott bzw. sich selbst als das, was wirklich ICH BIN bedeutet. So also war ich eigentlich schon immer der, der ich bin, nur eben unverstanden durch die relative Dichte der Materie, die als logischen Baustein Trennung in linearer Form betrachtet. 

Nochmal ein lieber Gruß von YogaVigyan

In reply to YogaVigyan

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Peter -

Ah ja, das ist das Konzept, wie ich es von den RitMags verstanden hab (wenn man denn lang genug wühlt und fragt worum es bei dem ganzen Zauber im Endeffekt gehen soll :) ). Da bleiben dann aber noch eine anzahl Fragen offen. Z.B.: wozu sind die ganzen Sephiroth unterhalb des Abyss?
Denn das was Du beschreibst, fand ich das einfachere: wenn das Ich aus irgendeinem Grund seine Existenz verliert (und man das bewusst akzeptiert), dann hat man eine sehr lebendige und unmittelbare Erfahrung von dem, was Gott ist. Das ist ganz eindeutig und klar und allemal lohnend, denn damit sind die existenziellen Fragen (was sind wir im Wesentlichen und wozu existiert die ganze Schöpfung) auch ein für alle mal geklärt - und eigentlich brauchts dafür gar keine Qabbalah, sondern das sieht für mich nach einem Zusammenhang aus, der im Bewusstsein genau so angelegt ist, und mithin also ein Naturgesetz, unabhängig von irgendwelchen spirituellen Lehren.
Aber über das was da alles unterhalb des Abyss existiert, war ich dann ewig am Rätseln (wobei die hier verlinkten Videos m.E. mehr verständliche Infos enthalten als alles andere was ich dazu gefunden hab). Und dann gibts da noch ein paar ganz unschöne Sachen, zB Portale und Attraktoren, die das Raum-Zeit-Kontinuum zerreißen, und da kann man sich mörderisch dran wehtun - und da bin ich mir auch nicht im klaren wo das hingehört. Es muss Leute geben die darüber was wissen, aber die findet man kaum, die geben sich selten zu erkennen, oder reden nicht drüber.

In reply to Peter

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Jay * (R3) -

Hallo Peter,

 

von Beschäftigung mit Portalen und Attraktoren, die das Raum-Zeit Kontinuum zerreißen, können wir getrost absehen. So etwas würde man extrem deutlich bemerken und am nächsten Tag in der Weltpresse lesen. Abgesehen davon, daß das Konzept physikalisch Blödsinn ist.Das letzte Höllenportal, das jemand mit großem Trara öffnen wollte (ernsthaft, Buffy ist nichts dagegen!), hat ganz offenbar nicht funktioniert, der Teufel war nicht da, und die Wüste sah auch genauso aus wie vorher. Sonst war auch nix los. Außer großem Gelächter. Noch gar nicht lange her. Diese Sorte Unfug wird immer von Leuten in die Welt gesetzt, die das aus irgendeinem Grund dringend brauchen. 

Mit Attraktoren....wer das Wort ernsthaft in Verbindung mit Magie bringt, dem kann man nur zurufen: Mathematik sechs, setzen. 

Soviel dazu..... Das ist schlicht und einfach Humbug, immer und überall. Wenn Du so etwas siehst, lohnt sich die Frage nach dem Motiv, nicht aber die Frage nach dem Inhalt. Meistens wirst Du Geld oder Einfluß dahinter finden.

Die Sefirot sowohl ober- als auch unterhalb der Abyss lohnen eingehende Beschäftigung, und die Frage solltest Du auch irgendwann selbst beantworten können. Dazu ist die eigene Auseinandersetzung allerdings auch zwingend erforderlich, daher hier nicht mehr.

LVX,

Jay

In reply to Jay * (R3)

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Peter -

Mein lieber Jay,

 bitte fasse das folgende nicht falsch auf - ich hab nichts gegen Dich. Jedoch erfordert Dein Text ein paar grundlegende Klarstellungen.

<<von Beschäftigung mit Portalen und Attraktoren, die das Raum-Zeit Kontinuum zerreißen, können wir getrost absehen.>>

Wenn das für Dich (oder "Euch"/whoever) so ist, dann ist das okay, und dann magst Du Gott dafür danken dass Dir diese Dinge (bislang?) erspart bleiben.

Für mich verhält es sich nicht so - und ich bin da durchaus nicht gefragt worden.

<<dem kann man nur zurufen: Mathematik sechs, setzen. >>

Ich darf Dich darüber in Kenntnis setzen, dass ich seit über 15 Jahren als leitender Ing. für einen der weltweit größten IT-Konzerne tätig bin - und ich denke, das wäre mir schwerlich möglich, wenn ich nicht über profunde Fähigkeiten in Mathematik und Physik verfügen würde.

Wer also bist Du, dass Du Dich berufen sieht, Dich über mich zu erheben und mich zu beurteilen? Und warum versteckst Du Deine Beurteilung hinter einem verallgemeinernden "man", anstatt persönlich dazu zu stehen?

<<Abgesehen davon, daß das Konzept physikalisch Blödsinn ist.>>

Das ist es ja gerade nicht. Wenn Du Dir die Mühe machst, die allgemeine RT durchzurechnen, dann wirst Du dabei zu bestimmten Erkenntnissen über die Natur von Raum und Zeit kommen. Diese Erkenntnisse kann man dann auch in mythisch-poetischer Weise formulieren - und, abgesehen davon, dass die allermeisten Physiker mit Mythologie oder Mystik nichts anfangen können, und auch nur wenige überhaupt ein Verständnis für Poesie haben, konnte bislang keiner bestreiten, dass die folgende Aussage den physikalischen Sachverhalt richtig wiedergibt: dass nämlich Zeit und Raum lediglich Ausschwitzungen der Materie darstellen.

Bedeutsam (und, wie ich finde, sogar ausserordentlich bedeutsam) ist das aus dem Grund, weil nämlich genau an diesem Punkt das goetheanische und das naturwissenschaftliche Weltbild sich wieder vereinigen.

Wir haben ja einen (scheinbaren) grundsätzlichen Konflikt zwischen der naturwissenschaftlichen Weltanschauung einerseits (die bei einem Urknall beginnt, Sterne und Planeten formt, eine "Ursuppe" konstatiert, in der sich dann auf wunderliche Weise zufällig Leben formt, das sich durch Mutation und Selektion höher entwickelt, um schliesslich -keiner weiss wie oder warum- Geist und Bewusstsein hervorzubringen) und dem mystisch-goetheanischen Weltbild andererseits (in dem zuerst Geist bzw. Schöpfungspotential existiert, das sich dann über mehrere Ebenen herabverdichtet und schliesslich zu Materie auskristallisiert - also das trad. Weltbild der Mystiker, dem auch m.W. alle modernen westlichen spirituellen Schulen folgen). und diese beiden Anschauungen stehen in einem (scheinbar) unauflösbaren Widerspruch und sind (scheinbar) nicht zu vereinen.

Wenn man aber diesen Punkt sieht, an dem beide Weltbilder sich wieder treffen, dann kann man von da aus erkennen, wie sie zueinander in Beziehung stehen - und dann wird man verstehen, dass es keinesweg einer -wie auch immer gearteten- "Höllenmaschine" bedarf, um das Kontinuum in frage zu stellen, sondern es sich dabei um einen Prozess auf einer ganz anderen Ebene handelt. Solche Ideen von "Höllenmaschinen" (wovon ich allerdings noch nie etwas gehört habe) sind ja eher typisch für verirrte Esoteriker und andere unwissende Zeitgenossen, die angstvoll unter ihrer (vermeintlichen) Gefangenschaft in der Materie leiden.

<<Das ist schlicht und einfach Humbug, immer und überall.>>

Ich finde, Du solltest nicht Dinge als "Humbug" abqualifizieren, von denen Du lediglich nichts weisst. Mag sein dass Du einfach unwissend bist, mag auch sein, dass Dir die Autorisierung für dieses Wissen fehlt.

Soweit ich weiss, ist dem gewöhnlichen Menschen in unserer Kultur die Autorisierung zum Wissen grundsätzlich versagt - dergestalt, dass der Kontakt zu Gott den Priestern vorbehalten ist, die dann ihrerseits die Menschen lediglich zu so primitiven Dingen wie heiraten und kinderkriegen autorisieren (diese Autorisierung wird "Segen" genannt). In spirituellen Orden wiederum erfolgt, soviel ich weiss, die Autorisierung uber eine Art Gradsystem, das festlegt was man jeweils wissen und können darf. (Es gibt noch eine dritte Art der Autorisierung; diese erfolgt direkt durch die Gottheit und ist nicht von weltlichen Machtgefügen abhängig - und auch meist nicht davon, ob man das selber überhaupt will.)

Ich jedenfalls weiss wovon ich rede, und ich bin nicht geneigt, mir meine eigene ganz persönliche Seelenerfahrung von Dir pauschal als "Humbug" absprechen zu lassen - ich finde das im Gegenteil ausgesprochen übergriffig und toleriere es nicht.

Ich bin freilich durchaus veranlasst, meine persönlichen Erfahrungen kritisch differenzierter Betrachtung zu unterziehen und die Frage möglicher Selbsttäuschung eingehend zu untersuchen. Aus eben diesem Grund einer möglichen Selbsttäuschung habe ich bislang nur wenig über diese Dinge gesprochen und war immer bereit, sie als illusionär oder irrig anzusehen - zumal es bei unmittelbaren Seelenerfahrungen oft sehr schwierig ist, geeignete Begriffe dafür zu kennen. Vor wenigen Wochen freilich ist mir endlich eine Begegnung zuteil geworden, nach der ich nun schon fast 18 Jahre suche: die Gelegenheit, mit einem Wissenden ein entspanntes Gespräch zu führen, ungezwungen und ohne besonderen Anspruch bei einem guten Tropfen an der Bar. Und dieses Gespräch gestaltete sich dann zu einer Epiphanie von Schlüssel und Schloss: obwohl ich meinen Gegenüber nie zuvor getroffen hatte, und obwohl wir durchaus verschiedene Begriffe für die Erfahrungen benutzten, wurde sofort unmittelbar klar worum es geht (allerdings erfolgte dieses Gespräch unter dem Siegel der Verschwiegenheit - ich werde daher weder den konkreten ordensmagischen Hintergrund meines Gesprächspartners benennen noch die Inhalte des Gesprächs). Und daher hab ich jetzt auch im Aussen Gewissheit gefunden für das, dessen ich bisher nur für mich selbst sicher war: dass diese Erfahrungen valide sind, dass es andere Menschen gibt die sich damit beschäftigt haben, und dass diese Beschäftigung Gegenstand magischer Arbeit ist.

Und daher lasse ich mich jetzt nicht mehr kleinmachen und abqualifizieren.

Im Gegenteil, ich betrachte die Art, jemandem seine unmittelbaren Seelenerfahrungen pauschal für "Humbug" zu erklären, als einen Akt seelischer Verletzung und Grausamkeit; und ich pflege demgegenüber genauso null Toleranz wie gegenüber jemand, der anderen Menschen körperliche Verletzungen zufügt.

Daher: entweder Du gewöhnst Dir ab, Dinge, von denen Du nichts weisst, für Humbug anzusehen, oder Du läßt Dich erst von den Ordensoberen Deines Ordens, die hinreichend autorisiert sind, ins Bild setzen.

Da die Thematik, wie gesagt, für mich selber eine offene Frage darstellt und nichtmal im Ansatz gelöst ist, kann ich Dir leider auch nicht sagen, wonach konkret zu fragen ist, bzw. welche sprachlichen Begriffe für den Gegenstand in verschiedenen spirituellen Disziplinen gebräuchlich sein mögen. Der interessanteste Begriff, über den ich diesbezüglich gestolpert bin, sind "die Urmütter" (es ist nicht der genetisch-evolutionäre wissenschaftliche Begriff gemeint, sondern ein mystisches Konzept - und der Plural ist relevant) - und da hört es dann auch schon wieder auf: ich weiss dass da ein Zusammenhang ist, aber nicht was es damit auf sich hat. Und ich halte die Thematik für gefährlich, jedenfalls sagt mir das mein Gefühl - wenn Du Dich damit beschäftigst, tust Du es auf Dein eigenes Risiko.

<<Wenn Du so etwas siehst, lohnt sich die Frage nach dem Motiv, nicht aber die Frage nach dem Inhalt. Meistens wirst Du Geld oder Einfluß dahinter finden.>>

Mein Motiv? Nun, ganz einfach: ich hab den Kram am Hals, ich muss diesen Fragen nachgehen (wenn ich nicht vorher sterbe); ich habe keine Wahl.

<<Die Sefirot sowohl ober- als auch unterhalb der Abyss lohnen eingehende Beschäftigung, und die Frage solltest Du auch irgendwann selbst beantworten können.>>

Eine Aussage dieser Art "dies-und-das ist wichtig, aber warum das musst du selber herausfinden" ist zwar bei Esoterikern sehr verbreitet und beliebt, ich betrachte sie allerdings als eine bedeutungslose Null-Aussage ohne Inhalt und mithin als wertlos.

Möge das Licht Dir zuteil werden

PMc

In reply to Peter

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Jay * (R3) -

Hallo Peter,

ich bin Astrophysiker. Meine Antwort an Dich bezog sich auch ausschließlich auf die mißbräuchliche und falsche Verwendung von Fachbegriffen auf esoterische Dinge, mit denen sie nichts zu tun haben. Das wird von einer bestimmten Sorte Guru gerne getrieben, daher meine Warnung. Und es ist, in der Tat, immer Humbug. 

LVX,

Jay

In reply to Jay * (R3)

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Peter -

Hallo Jay,

sehr gut, das ist zu respektieren. :)

Und ich beziehe mich auf etwas, was jedenfalls mir zuallererst als eine innere Erfahrung zuteil wurde. Bei diesen Erfahrungen ist dann naturgemäß eine Schwierigkeit, passende Begriffe zu ihrer Beschreibung zu finden, und, da ich eben eher einen naturwissenschaftlichen denn einen poetischen Hintergrund hab, suche ich bevozugt dementsprechende Begriffe.

Ich bin Dir allerdings dankbar für Deinen Kommentar, denn er brachte mich zum nochmaligen Suchen, ob es irgendwo Übereinstimmungen zu meiner Wahrnehmung gibt - und ich bin tatsächlich fündig geworden - in Goethes Faust: "um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit".

LVX

PMc

In reply to Peter

Re: Ziel der qabbalistischen Arbeit?

by Jay * (R3) -

Hallo Peter,

da bin ich ganz Deiner Ansicht - Begriffe scharf zu definieren ist im Okkulten extrem schwierig, auch mit den besten Absichten. In den Naturwissenschaften ist das einfacher... :)

LVX,

Jay